Am Vorab-Release des Best-Of Sara Noxx kam in den letzten 6 Wochen wohl niemand vorbei. iTunes-Plus, Musicload-Special, Frühbucherrabatt in Form von weiteren Boni-Tracks & letztlich Warteschlangen beim Händler, weil die Auftakt-Kollaboration orkanartig aus den Regalen gefegt wurde, sprechen eine deutliche Sprache. Ebenso das (wiederholt) schweizerische Artwork & der Inlay-Text, welche mit aufrüttelnden Positionen zu den Folgen des anthropogenen Treibhauseffekts sowie der künftigen Nutzung fossiler Energieträger für klare Pro- & Contra-Situationen sorgen... Punktgenau, zum Neueinstieg in die DAC-Top-Ten, schlägt die Single in einer xxtended DJ-Edition bei mir auf & weißt dabei Ähnlichkeiten mit dem Output des momentanen Spitzenreiters auf. Nicht nur das diese Edition gleichfalls auf genau 500 Stück limitiert wurde, zusätzliche Mixe beinhaltet... auch jene "Ansage" der jeweiligen Tracks liebte ich am ersten DJ-Dwarf. Gut das sich Bewährtes für die Dienstleister am Regler langsam durchsetzt. Besser, wenn es wie hier quasi separat personalisiert wurde & sich z.B. ein Joachim Witt als english-native-speaker präsentieren kann oder der Brigadier "Zwen" für ein schelmisches Grinsen sorgt. Harsche EBM-Klänge & ein ausreizen der ganzen Vielfalt an Remix-Wahrnehmungen findet man genauso adäquat. Das war es dann aber schon wieder mit den Gemeinsamkeiten. Jenseits des Weißwurstäquators wurden größere Brötchen (oder sollte ich besser Schrippen sagen) gebacken. Die Auswahl, derer die Hand anlegten, liest sich wie ein Who is Who der Düster-Veteranen. Insgesamt 6 völlig verschiedene Formationen präsentieren jeweils ihre Sicht der Dinge. Wobei Sara Noxx genau genommen 7 Bands am Start hat, Project Pitchfork nahm die Rolle des aggressiven Juniorpartners bei dieser Neuinterpretation an & belässt es nicht nur beim hinzufügen von roughen Vocals. 5 Jahre später gerät die einstmals elegische Wave-Deklaration zur perfekten Duett-Symbiose nebst hartem Beat. Der Earth Song hat nun zwei Minuten mehr & gibt dabei obendrauf jetzt Antworten wie man sie von Peter Spilles gewohnt ist. Der Radio Edit vereint alles zur knackig kompressierten Essenz. Joachim Witt, eher als rarer Überarbeiter bekannt, besinnt sich auf beste elektronische Tugenden & erschafft mit durchmodullierten Sequenzen eine Atmosphäre welche auch den Untergangsepen eines Danny Boyle gut zu Gesicht stehen könnte. Tanzwut´s Betzlebub indes tritt deftig auf die BPM-Pumpe & wütet mit Noise-Emissionen. Als nächstes besinnen sich die skandinavischen Ausnahmeelektroniker Cat Rapes Dog auf ein Comeback & feiern dies in einer anbetungswürdigen Crossover-Version. Sie huldigen mit pointierter Percussion, Mandoline (oder ist das gar 'ne Balalaika?) & groovenden Industrialriffs der Leuchtkraft "ihrer" Sonne. Ingo Hampf indes, seines Zeichens Gitarrero bei Subway To Sally, darf man beruhigt mehr als nur die eine Bundesvision bescheinigen. Die Folkmetal-Bastarde filetierten die Vocals aus ihrem Electro-Korpus, waren nicht ganz regelkonform was das originäre Strophe-Refrain-Konzept angeht, sampelten ein bombastisches Intro & verteidigen die Troposphäre heuer mit dem gnadenlosen Drive einer Gewitterwalze. Diese Eigensinnigkeit beschert der regulären Single einen fulminanten finalen Rettungsschuss. Altmeister Winus führt danach als erster die Dame aufs DJ-Special-Parkett. Der Grundschritt hat inzwischen freilich mehr an Eleganz gewonnen, lässige Klangstrukturen lassen die ungewisse Zukunft gleich viel weniger bedrohlich erscheinen. Den Deckel drauf machen noch die Ostberliner Bauarbeiter, deren wohlklingende Hochstrom-Transformatoren hierbei Melodienbögen hervorbringen welche okkasionell an die Imaginationen des Electronauten erinnern. Na also, die Zukunft wird vielleicht doch noch perfekt... Zumindest was die Single angeht, wachsen Ressourcen inzwischen wieder nach & man sollte sie angesichts ihrer Vielfalt mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Fraglich bleibt nur, ob nicht durch exzessiven Dauereinsatz in Clubs die Erderwärmung ebenso vorangetrieben wird. Oder wie man bei der Produktion bereits von positiven Effekten einer Green IT profitieren konnte. Die Antworten darauf, gibt's dann in Kürze wieder hier.