Da ist es also, lang angekündigt, lang erwartet und nach Meinung des Käferkönigs die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Back to the Roots sozusagen – Samsas Traum kehren zum Black Metal zurück, zumindest wenn wir das Debütalbum „Die Liebe Gottes – Eine märchenhafte Black Metal Operette“ wirklich zum Schwarzmetal zählen.

Nach eben diesem Debüt sollte sich der Werdegang doch empfindlich verändern. Aus rockigen Tönen wurde immer seichtere musikalische Kost – mit den entsprechenden Folgen, dass immer jüngere Fans den musikalischen Taten willenlos folgten. Doch damit konnte Herr Kaschte offensichtlich schwer leben. Ihm waren die vielen Kiddies zu viel, daher gibt es jetzt mit „Heiliges Her – Das Schwert Deiner Sonne“ eins auf den Bug. „Lang lebe der Black Metal“ propagiert Alex Kaschte und wer in der Republik mit wachsamen Auge umherging, konnte den Meister des öfteren auf pechschwarzen Metalkonzerten begegnen – ob er sich viel abgeschaut hat?

Schon der Opener versucht zu provozieren: Auszüge eines Interviews Alexander Kaschtes mit Jon Nödtveidt – dem ehemaligen Dissection Frontmann, der 1997 mit einer Vorurteilung wegen Beihilfe zum Mord und im letzten Jahr, mit seiner Selbsttötung für Schlagzeilen sorgte. Um richtig böse zu wirken, nutzt man natürlich die Stellen, bei denen es sich um Suizid dreht – ein peinlicher Versuch provozieren zu wollen. Aber dann rappelt es in der Kiste: „Das Zeitalter der Bäume“– kompromisslos, hart und monoton fegen die Gitarren aus den Boxen, dass ich mich noch mal kurz vergewissern muss, ob die richtige CD eingelegt ist – jepp…alles korrekt. Spätestens beim Gesang verflüchtigen sich die letzten Zweifel – Parallelen zum Debüt kommen auf, obwohl mir die Kombination aus Alex klarer Stimme mit knüppelhartem Black Metal so gar nicht imponieren mag. Im Anschluss folgen weitere Nackenbrecher („Auf den Spiralnebeln“, „Hirte der Meere“, „Das Schwert der Sonne“), wobei der auffälligste Knüppelsong “Der Tag stummer Rache“ eine mehr oder weniger gelungene Hommage an Darkthrone darstellen soll.

Leider kann das richtige Black Metal Wohlfühl-Gefühl sich zu keiner Zeit einstellen. Einerseits auf Grund der deutschen Sprache und des nur stellenweise keifenden Gesanges, andererseits wegen der viel zu sauberen Produktion. Klar, hinter den Reglern stand auch niemand anderes als Fredrik Nordström, welcher in der Vergangenheit für diverse Größen (Dimmu Borgir, In Flames u.a.) die Regler schob. Daher klingt der Sound zwar fett und professionell – aber Black Metal, auf welchen sich Herr Kaschte beruft (Darkthrone, Satyricon, Dissection), klingt eben nicht so – gerade die dreckige und wilde Atmosphäre vermag die Faszination für diese extremste und düsterste aller Musikrichtungen zu schüren. Daneben finden sich jedoch ebenso Stücke, welche auch auf anderen Veröffentlichungen Platz gefunden hätten. „Liebeslied“ ist hier exemplarisch zu nennen – ein langsames, sich aber kontinuierlich steigerndes Stück, mit theatralischem Aufbau – typisch Samsas Traum eben. Damit es aber auf dieses Album passt, wurde es eben mit fetten Gitarrenwänden ausgestattet.

Als weiterer Ausreißer ist der Titeltrack „Heiliges Herz“ zu nennen – Diana Lueger fungiert hierbei als Gastsängerin. Was??? Ein GastsängerIN auf einem Black Metal Album – passt das? Jein! Das Duett aus zarter weiblicher Engelsstimme und geflüsterten bzw. keifenden männlichen Vocals hat seinen Reiz und erinnert unmissverständlich an das Debütalbum – nur wird aus diesem Track durch Hinzunahme von treffsicheren Double-Bass-Attacken von Adrian Erlandsson (ehemals Cradle of Filth & At the Gates) noch lange kein Black Metal. „Heiliges Herz – Das Schwert deiner Sonne“ wird es schwer haben, sich in die Dauerrotationen der Käfergemeinde einzunisten.

Für „normale“ Samsas Traum Fans ist die Scheibe eindeutig zu hart und monoton – für Fans des Black Metals zu untrue (auch wenn ich diesen Begriff hasse). Die sterile Produktion entbehrt jeglicher Atmosphäre, die den wahren Black Metal ausmacht. Live hingegen kommen Stücke wie „Auf den Spiralnebeln“ oder „Durch springende Lippen“ eindeutig besser zur Geltung. So springt schlussendlich ein Album heraus, was sich an vielen Stellen nicht so recht entscheiden kann, in welche Richtung es denn nun will – Samsas Traum oder Black Metal? Zu oft findet sich der typische Kaschte-Aufbau, untermalt von einem Riffgewitter – Kompromisse sind zwar gut und schön, haben im Black Metal aber nichts zu suchen!

Die obligatorische Bonus CD wird diesmal durch Remixe diverser Ikonen des Musikgeschäftes (Peter Tägtgren, Wumpscut u.a.) veredelt und enthält obendrauf noch die Samsas Traum Beiträge der erfolgreichen SAW II und SAW III Soundtracks…