Einen Traum muss man nicht ein Leben lang nur träumen. Man kann ihn leben, wenn man nur mit ganzem Herzen hinter ihm steht und für ihn kämpft. Saltatio Mortis haben sich ihren Traum erfüllt – einst Straßenmusiker der Herzen, heute eine nicht wegzudenkende Szenegröße. „Für immer frei“ spricht von Aufbegehren, vom Sprengen der Fesseln, von einem Sehnen, von einem der tiefsten Gefühle – das Gefühl wirklich frei zu sein. Doch neben diesem Eifern hält die Neuerscheinung auch so manche Geschichte bereit, die uns ordentlich rockig, in Dudelsack-Manier, entführen will. Tauchen wir also ein.

„Ein Traum von Freiheit“ führt uns hinein auf diese musikalische Reise – flötend, gezupft, zart, verträumt, mehrstimmig. Doch nach einem kurzen Lauern kommt das Ausbrechen und der Sound reißt dich rockig mit. Den fließenden Übergang bzw. die Fortsetzung dazu liefert „Bring mich zurück“. Rhythmisch fängt dich der Text. „…das wir zwei zusammen so eskalieren, hätte ich nicht gedacht… Bring mich zurück zu dieser Nacht, zu diesem Abend…“ Wer war Loki? Er erzählt dir seine düstere Geschichte, akustisch zart begleitet. Doch Lokis Inneres tobt, wie auch schließlich der Dudelsack. „…ich bin gefangen auf ewig… zerreiße die Fesseln…“ Mit drastischem Inhalt und genauso rockig impulsiv folgt „Linien im Sand“. Die Trennung der Nationen, Grenzen, das Vaterland – wer schafft Grenzen und wofür, mit welchen Folgen? „…warum lassen wir uns trennen durch Linien?...“ Es sind die Linien im Sand. Hast du es geschafft deine Grenzen zu durchbrechen? Wenn du heute zurückschaust, hast du es geschafft, zu leben – wirklich zu leben? Der nächste Titel steigt zart und zurückhaltender ein. Metallisch spielt das Schlagzeug mit, ehe der Ausbruch wieder bevorsteht. „…wir haben gelebt, alles probiert… Auf dem Flug nach Nimmerland alle Grenzen ignoriert…“ Im nachfolgenden „Palmen aus Stahl“ triffst du auf harte Stimmen, Dudelsack, E-Gitarre und viel Feuer. Dein Paradies kann noch so schön sein, du weißt es doch genau. „…ich kann das nicht mehr hören… ich ertrage es nicht mehr…“ Dabei bist du doch ein Löwenherz, das besingt der so benannte Titel, rockig, vorantreibend, der Dudelsack glüht über dem markanten Schlagzeug. Kurz wird es zart. Du verlierst dich in der Dynamik des Kämpfers. „…Löwenherz, oh Löwenherz… wann gehst du endlich wieder heim?...“ Geballter E-Sound und trippelnde Drums erwarten dich in „Mittelfinger Richtung Zukunft“. Haben wir den Blick für das Wesentliche verloren? Steht die ganze Welt Kopf? Zeigen wir dem allen den Mittelfinger! Ausrufend vereinen sich die kräftigen Stimmen. „…die ganze Welt dreht sich nur noch um Moneten…“ Ist das so? Gibt es nicht Dinge, die viel größer sind als alles Materielle? Fast zärtlich kommt mein Favorit „Rose im Winter“ daher. E-Gitarre, Schlagzeug und Dudelsack wirken gebändigt, doch nur zunächst. Das Feuer wird sobald entzündet. „…als wir uns damals begegnet sind, war meine Seele bitterkalt… Rose im Winter, du leuchtest für mich… ich liebe dich…“ Ganz beschwingt geht es danach gänzlich zurück in die Musikwelt des Mittelalters. Trommelnd, rasselnd, rhythmisch erwartet dich „Factus de materia“. Der Männerchor schreitet mit dir in eine andere Zeit und doch schienen die Dinge im Außen und Innern nie anders gewesen zu sein. Ist es nicht Zeit für ein bisschen Sonnenschein für die Seele? Wie wäre es mit einer kleinen sarkastischen Untermalung? Rhythmisch tauchst du ein und lauschst dem „Herr der Ringe“. Klatschend, Bass-like lodernd, nimmt dich der Titel „Seitdem du weg bist“ mit. „…jeder Tag ist ein Sonntag… alles genauso wie ich es mag…“ Und mit einem noch heftigeren Augenzwinkern gehen wir über zum nächsten Song, dessen Name nicht minder nach Sarkasmus klingt. „Keiner von Millionen“ zeigt sich rhythmisch, trippelnd – ein rockig begleiteter Dudelsack-Reigen in all seinen Facetten. „…ich bin keiner von Millionen…“ Sagst du, was sich keiner traut? Es folgt „Neustart für den Sommer“ und auch hier ist der Weckruf längst geschehen und es schreit nach Taten. Haben wir nicht alle dieses verrückte Jahr satt? Wollen wir es nicht zu unserem machen und das mit aller Power, die wir haben? Ungestüm ist der Sound, die Kraft ballt sich zusammen. „…wir wollen Krawall und Sonnenschein…“ Eigentlich wissen wir doch alle, was wir brauchen, was wir wollen – wir wollen leben und das mit der Freiheit im Nacken. Der letzte Titel ist der, der dem Album das Krönchen aufsetzt und das Zepter zum Entschließen reicht. Fast zärtlich streben sie empor, die Klänge des Dudelsacks und schließlich wird es fast poppig beschwingt – die Herzmelodie halt. „…warum sind wir gefangen und nicht frei…“ Folgen wir doch unseren Träumen! „…zieh mit den Wolken, zieh mit dem Wind… lass uns Luftschlösser bauen!...“ Leidenschaftlich führen die mittelalterlichen Klänge auf dem Rocksound. „…wir holen uns das Paradies zurück!...“

Wer so viel positive Akzente setzt, dem kann man nur zustimmen. Tragen wir unsere Rose des Lichts im Herzen, werden ein Löwenherz und erkämpfen uns unseren Seelenfrieden, während wir Luftschlösser bauen…

 

09.10.2020

 

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01. Ein Traum von Freiheit
02. Bring mich zurück
03. Loki
04. Linien im Sand
05. Für immer jung
06. Palmen aus Stahl
07. Löwenherz
08. Swiss & Die Anderen, Henning Wehland – Mittelfinger Richtung Zukunft
09. Rose im Winter
10. Factus de materia
11. Seitdem du weg bist
12. Keiner von Millionen
13. Neustart für den Sommer
14. Geboren um frei zu sein