Im ausufernden Schaffensprozess zu "The Understanding" haben sich Svein Berge und Torbjørn Brundtland erst einmal richtige Bärte stehen lassen und auch sonst ihren Haarwuchs um einiges weniger gebändigt, als man es von den beiden Norwegern gewohnt war. Die Begründung, dass, je länger Bart- und Haarwuchs sind, man auch umso mehr Beaujolais verträgt, mag so manchen zum Friseurverweigerer werden lassen. Das Debüt der beiden Bartträger "Melody A.M.", dass sich mal eben eine Millionen mal verkaufte, kann mit Recht als erfolgreich betitelt werden. Nun haben Röyksopp den Nachfolger "The Understanding" ins Rennen geschickt. Er soll weder das Vorgängeralbum toppen, noch die Kritiker milde stimmen, denn Röyksopp ziehen ihr eigenes Ding durch und haben vor nichts und niemandem Angst. Sollten sie aber, denn "The Understanding" entpuppt sich zwar als übermütiger als noch "Melody A.M.", dafür bleibt aber auch die große Erleuchtung aus. Das Album plätschert ohne merkliche Höhen und Tiefen dahin und man muss sich schon anstrengen, das zum Debüt noch so groß angepriesene Talent des Duos zu erkennen. Röyksopp bedienen sich wiederholt am so großen Potpourri der momentanen Musiklandschaft und setzten dabei den Fokus auf die elektronischen Gefilde. Zwischen Air und Daft Punk pendelnd, nebenbei ein wenig die 80er streifend oder sogar in Richtung Dance tendierend, nehmen Röyksopp alles mit, was ihnen in die Quere kommt. Das hört sich noch recht interessant an, entpuppt sich aber teilweise als dermaßen belanglos, dass es einem die Schuhe auszieht. Im Gegensatz zum Vorgänger findet sich auf "The Understanding" kaum noch ein Instrumentalstück. Berge und Brundtland singen fast alles selber. Verstärkung kommt von Kate Havnevik ("Only This Moment"), Chelonis R. Jones ("49 Percent") und Karin Dreijer von The Knife ("What Else Is There?"). Letztere lässt mit ihrer etwas an Björk erinnernden Stimme und Aussprache den Rest des Albums derart verblassen, dass man wieder ins Stutzen gerät, wie dieser wahrhafte Ausnahmesong auf dieses Album gelangt ist. Und das gerade nach dem vor Trivialität triefenden "Beautiful Day Without You". Zum Glück gibt es noch aber weitere Lichtblicke. "Someone Like Me" klingt sommerlich leicht und unbeschwert oder "Alpha Male", das wenigsten etwas aus dem seichten Muster ausbricht und Gas gibt, sind zwei davon. Trotzdem ist "The Understanding" enttäuschend banal ausgefallen. Einige wenige gute Songs retten das Album vor dem totalen Absturz, aber für einen erneuten Anlauf müssen sich Röyksopp schon einiges einfallen lassen, um das wieder gut zu machen.