‚Melody A.M.‚ bringt mich noch immer zum Schluchzen. Soviel elektronische Schönheit auf so wenig Platz ist noch immer ein kleines Wunder. Leider gilt das nicht für ‚The Understanding’, das als Nachfolger, sagen wir es direkt, unwürdig war. Zu viele nichtssagende Songs mit dem einzigen Lichtblick ‚What else is there’, gesungen von Karin Dreijer und gnädig remixed von Herrn Trentemöller. ‚Junior’ ist ein wenig ein Konzeptalbum und zeigt, wie die beiden Herren selbst sagen, die jugendliche Seite von Röyksopp. Vor allem vor dem Hintergrund, dass noch vor Jahresfrist die introvertierte Seite des Duos mit einem Folgerelease namens ‚Senior’ dargestellt werden soll, bin ich eher nervös als gespannt, was ‚Junior’ zu bieten hat. Die Vorahnungen bestätigen sich: ‚Junior’ wartet auf mit einer Menge ach so juveniler Popsongs, von denen eine Menge einfach so glatt ist, dass man förmlich an ihnen abrutscht. Gilt erst mal nicht für ‚Happy up here’, das durchaus beim Zähneputzen am Morgen für einen guten Start in den Tag sorgt. Das klingt dann so wie das legendäre ‚Eple’ ergänzt durch an Air erinnernden Gesang. Spätestens aber beim zweiten Song ‚The Girl and the Robot’, wenn Madonna-Support Robyn singen darf wird’s richtig gruselig. Keine kompositorische Glanzleistung und die Vocals machen leider das letzte bisschen musikalische Substanz zunichte. Zum Glück beschränkt sich diese unglückliche Kooperation auf einen Song und man verpflichtete weitere drei gut bekannte nordische Sängerinnen um das vielleicht besser zu machen: Anneli Drecker darf drei Song beisteuern und landet mit diesen auf einem gut erträgliche Pop-Niveau. Vor allem das langsamere, mit tiefen brummenden Bässen unterlegt ‚Vision 1’ gefällt dabei gut. Aufgefangen wird das Album jedoch von den beiden Damen, die auch ‚The Understanding’ vor dem Absturz bewahrt haben: Likke Li, die authentische Entspanntheit in ‚Miss it so Much’ transportiert und eben wieder mal Karin Dreijer, die neben The Knife auch derzeit mit ihrem Solo-Debut unter dem Namen Fever Ray durchstartet. Sowohl ‚This must be it’, das Parallelen zu ‚What else it There’ aufweist, aber vor allem das kraftvolle Moll-Epos ‚Tricky Tricky’ sind die Höhepunkte von ‚Junior’. Als weiteres Highlight sei das chillende, selbstbewusste ‚Röyksopp Forever’ zu nennen, das mit verträumten Streichern an die Anfänge im hohen Norden erinnert und es mit als einziges Stück schafft, dieses schöne, warme Gefühl in der Magengrube zu erzeugen für dass wir Röyksopp lieben gelernt haben. Leider muss man ‚Junior’ bescheinigen, genau wie sein Vorgänger, nicht über das Mittelmaß heraus gekommen zu sein und so wünsche ich mir, dass mit ‚Senior’ die Herren Berge und Brundlandt musikalisch gefestigt zu der Qualität zurückfinden, die sie bereits vor einigen Jahren eindrucksvoll bewiesen haben.