Anfang 2008 entdeckte ich eine neue faszinierende Band mit dem Namen Ruben Cossani. Dahinter verbergen sich Michel van Dyke, der bereits als Produzent und Solokünstler Erfolge feiern konnte sowie die beiden Hamburger Musiker Konrad Wissmannn und Leo Lazar. Das Trio überzeugte im letzten Jahr mit seinem Debütalbum "Tägliche Landschaft" und überraschte sowohl die Kritiker als auch das Publikum mit großartigen Popsongs im Geiste der 60er Jahre, gemahnend an den Klang von Phil Spectors oder Burt Bacharachs. Zwar irgendwie retro, aber stillvoll und mit viel eigenem Charme. Nun, über ein Jahr, viele Konzerte und Fernsehauftritte später sind Ruben Cossani mit ihrem neuen Werk "Alles auf einmal" zurück. Zunächst skeptisch, ob das Konzept der modernen Beatles mit deutschen Texte sich nicht bereits erschöpft hat, darf man schnell aufatmen, denn spätestens wenn der Refrain beim Einstiegssong "Frieren im Sommer" einsetzt, fahren einem die ersten wohligen, bittersüßen Schauer über den Rücken. Ruben Cossani haben sich entwickelt und präsentieren auf ihrem zweiten Album 16 neue, vielfältige Popsongs - allesamt großartig arrangiert und produziert, mal minimalistisch, mal pompös, mal eingängig, mal abstrakter, mal kitschig, mal frech und mal subtil. Genau wie das Debütalbum wartet auch "Alles auf einmal" mit einigen offensiven Ohrwürmern auf und so werden sich Lieder wie das luftigleichte "Engel an der Wand", die aktuelle Single "Es kann sein (die Wüste lebt)" oder auch das beim Bundesvision Songcontest bereits erfolgreich getestete "Bis auf letzte Nacht" sicher schnell in den Köpfen der Hörer festbeißen. Doch neben den offensichtlichen Hits sind besonders die eher stillen, sanfteren Songs bemerkenswert. Gerade das zauberhafte "Raus" oder der Abschlusstitel "Herz in Kommission" demonstrieren die Stärken von Ruben Cossani: Unaufdringliche Melancholie, tapfer und ohne Wehleidigkeit, liebenswert pathetisch und direkt aus dem Bauch heraus. Und auch wenn Ruben Cossani sicher mehr Popkultur als Subkultur sind, so möchte ihr neues Album dennoch wärmstes empfehlen. "Alles auf einmal" bietet mehr wahrhaftig schöne Melancholie, Authentizität und Verständnis für Musikhistorie als ein Gro der aktuellen Szeneveröffentlichungen.