Im Leben gibt es Schwarz und es gibt Weiß und es gibt das Dazwischen, das irgendwie alles zum Stillstand des Verzweifelns bringt. Das Dazwischen hat unterschiedliche Nuancen und selbst der graueste Farbton ist immer Mischbild des Betrachters und Abbild all dessen, was das Seelenleben kunterbunt durcheinanderwirbelt. Mit „Grey“ zeigen uns Rotersand und Evendorff all diese Farbfacetten.

Trancelike anmutend nimmt uns die flotte Elektronik mit klatschenden Beast in der Urversion des Titels mit. Die Stimme ist leicht bearbeitet, mal aufbrausend und dann doch eher „feststellend“. Kurz wirkt der Sound neblig gedämpft, doch nur um den klaren Ausbruch der Stimme mehr Ausdruck zu verleihen. Die Stimme bewegt sich mit den Beats und auch die Gitarre wirft sich mit ein. Gibt es nicht etwas, was all deine Farben scheinen lassen kann – die dunklen wie die bunten? Mit Fahrtwind geht es melodisch voraus. Die nächste Variante des Titels zeigt sich verwaschener, fast hüpfend. Es ist ein freches Pulsieren, in dem Beast dominieren, die sich rutschend in den Sound fügen, schwach wavig untersetzt und letztlich fast technoid. Die Stimme wirkt gedämpfter auf der wirren Beatkulisse. Schwarz und weiß – was herrscht in deinem Kopf? In der letzten Version treffen wir auf das „Dark Grey“, das mit reitenden, technoiden Drumbeats einsteigt. Ein dunkles Grollen unterliegt dem Klopfen. Die Stimme ist bearbeitet, echobelegt. Es wird rasselnd und voll. „… darkness in my mind…“ Der Wave rotiert hier und da wie die wirre Stimme. Die Beats werden dominanter. Die Elektronik nimmt zu und verleiht dem Track einen verhängnisvollen Charakter. „… I carry a cloud of darkness in my soul since I lost you…“ Und so bleiben der Verlust und das Grau und das Farbrotieren des Geistes.

Gut treiben lassen kann man sich mit „Grey“, doch so wirklich gepackt hat mich das Ganze noch nicht. Mir fehlt der persönliche „Aha-Moment“. Aber vielleicht geht es euch da ja anders.

 

06.01.21

 

Roterspin

 

https://www.rotersand.bandcamp.com

 

01. Grey (Light Grey)
02. Grey (Rotersand Rework)
03. Grey (Dark Grey)