Muss man über AnNa R. und Peter Plate eigentlich noch viele Worte verlieren? Wer sich auch nur ein wenig für Musik interessiert kommt an dem Berliner Duo gar nicht mehr vorbei. Im Radio rauf und runter – in den Charts an der vordersten Front. Deutschland hat sein Herz an Rosenstolz verloren. Leider geht mit der zunehmenden Popularität meist auch der kreative Aspekt verloren und die Suche nach dem Mainstream beginnt. Rosenstolz scheinen ihn längst gefunden zu haben, auch wenn das neue Werk „Die Suche geht weiter“ heißt. Viele Kritiker bemängeln die immer weniger werdenden Ecken und Kanten im Werke der Berliner. Das wird sich auch diesmal nicht ändern. Vorbei die Zeit, als man textlich und musikalisch Neuland betrat und mit Deutschen Chansons auch mal für kleine Aufschreie sorgte. Freie Liebe, freie Musik – doch aus den ehemaligen Idealen ist ein angepasster Kuschelpop entstanden, der zwar immer noch jede Menge Freude und Melancholie verbreitet, sich aber mit zunehmender Albumdauer in der Belanglosigkeit verirrt. Das Problem besteht nicht in der Qualität der Songs – Ausfälle sucht man vergebens. Nur hat sich die Spannweite der Songs stark reduziert. Seicht und unschuldig hüpft man von Ballade zu Ballade, nur um ab und zu kleine Pop-Berge („Gib mir Sonne“, „Blaue Flecken“) zu besteigen. Abstürzen tut hier keiner – dafür ist die Fallhöhe zu gering. Einzig das von Peter vorgetragene „Irgendwo dazwischen“ lockert ein wenig auf. Ansonsten gibt es wunderschöne kleine melancholische Pop-Perlen, die sich sofort im Herz festhängen und für den ein oder anderen Klos im Hals sorgen werden. Kein Wunder, wenn man textlich doch oftmals nur an der Oberfläche kratzt, so dass sich auch jeder Hörer mit den Lyrics identifizieren kann. Wie eine dicke Decke schmiegen sich die zwölf Songs an dich, halten dich und geben Trost – auch wenn man eigentlich prima Laune hat. Obwohl sich der Sound schon nach den ersten Sekunden ins Ohr geht, möchte „An einem Morgen im April“ am längsten im Hirne seine Runde drehen. Eine urtypische Rosentolz-Ballade, die es schafft, einerseits sehr persönlich über Tod und Verlust zu philosophieren, dennoch jeden Hörer anzusprechen vermag. Diesen Spagat vollführen die Berliner mittlerweile in Perfektion und ist wohl ein Grund für ihren Erfolg. Fazit: Wer Rosenstolz bisher nicht mochte, braucht sich „Die Suche geht weiter“ gar nicht erst anschauen. Finden wird er hier nix, was seine Meinung umstimmt. Für alle Fans heißt es aber zugreifen. Gewohnt einfühlsam und einprägsam knuddeln sich elf warmherzige Songs direkt ins Schaltzentrum der guten Laune. Einmal den Hebel gedrückt und schon verfällt der Hörer in Leid und Schmerz. Alleine bleibt aber keiner. AnNa und Peter liefern den Trost und die Hoffnung auf Besserung gleich mit und so kann sich jeder vergnügt der positiven Melancholie hingeben.