Rom: eine Stadt im Belagerungszustand. Eine Stadt im Feuer. Wer hier wem die Waffen entgegenhält bleibt unklar, aber es ist offensichtlich, dass der gesamte Kontinent in Aufruhr ist. Auf „Le Ceneri Di Heliodoro“ („Die Asche Heliodoros“) scheut Romes Mastermind Jerome Reuter nicht die provokative Geste und so werden gleichzeitig mehrere heiße Eisen wie Klingen ins Feld geführt: Europas Verhältnis zur USA, die bröckelnde Einheit des Kontinents, die Frage nach der Form, der Kontinuität und letztlich auch der Identität unserer Staatengebilde. Es ist wahrlich nicht die Rückbesinnung auf Ewiggestriges, sondern die Suche nach dem Ewiggültigen die Reuter antreibt. Der Luxemburger Songwriter bleibt uns dennoch wohl die meisten Antworten schuldig und man fragt sich, ob er uns gar schonen will. Das 13. Album von Rome führt zurück zu den musikalischen Ursprüngen des Projekts und es ist ein unbeschöntes, düster vitalistisches Folkgebräu geworden, das wenig Hoffnung aufkommen lässt, gleichzeitig allerdings den für Rome typischen Trotz zelebriert. Es bleibt der standhafte Rückzug auf das Eigene, mit einem Hauch wehrhafter Resignation. Und somit wird das Album zur Huldigung des Außenseitertums, zur Hommage an verwegene Einzelkämpfer, die der modernen Welt, ihren Entgleisungen und Verfehlungen entschieden entgegentreten. Denn was uns da aus der Asche des Sonnensohnes erwächst harrt der Deutung: Heliodoro – Heiland einer neuen Ordnung oder Verkünder des Untergangs? Die Stadt steht in Flammen. Zur Lust der Augen, doch stockt uns der Atem. Uropia O Morte!