Al Jourgensen dürfte als musikalischer Wiederholungstäter mittlerweile bekannt sein wie der sprichwörtliche bunte Hund, dafür haben etliche erstklassige Veröffentlichungen mit Ministry ebenso gesorgt wie die kranken akustischen und lyrischen Statements seines Sideprojects REVOLTING COCKS (bei dem ihm übrigens immer jede Menge willige Gehilfen mit weit weniger kaputtem Background, etwa Front 242-Mitstreiter Richard 23, zur Seite standen). Unter letzterem Namen gab's erst in 2006, nach sportlichen 13 Jahren Pause, wieder ein Studio-Album ("Cocked And Loaded"), und dessen Inhalt begegnet uns nun, in neu aufgearbeiteter Form, wieder unter dem Titel "Cocktail Mixx", kaputt und wirr wie eh und je. Dabei haben sich alle Beteiligten redlich Mühe gegeben, und im Endeffekt ist der Longplayer genau die Scheibe, die man sich für eine, nun, schwülwarme Sommer-Party wünscht, wenn man eben doch nicht zu Tralala-Mucke vom Wühltisch greifen will, den anwesenden Gästen andererseits die brachiale Härte von Ministry und Freunden nicht zumuten zu können glaubt. Sämtliche Tracks auf "Cocktail Mixx" haben eine elektronische Frischzellenkur erfahren, sind nach wie vor mit allerlei konfusen Sprach- und Film-Samples, Alarmsirenen, jeder Menge von Effektgeräten, eben der ganzen technischen und stilistischen Bandbreite versehen, für die die Menschen auch Ministry-Alben lieben oder hassen (je nach Standpunkt), wirken bei leichtem Anhören tanzflächentauglicher, "entspannter" als die Originalversionen... und, man ist versucht zu sagen, "subtiler" - wie spätestens Titel wie "It-hurts-when-I-piss-Mix" suggerieren. So gesehen aber insgesamt ein gutes Album, welches man breit grinsend in den Player schieben kann, sobald sich abzeichnet, daß der Abend, nun, zumindest unter dem Einfluß von reichlich Alkohol irgendwann sein Ende finden wird. Abseits der Party-Kompatibilität indes schlagen sich die Cocktail-Mixes dann doch nicht so gut wie erhofft, zeigen sich kleine, aber eklatante Schwächen in der Qualität der Remixes: Zwar haben die elektronisch überzeichneten Versionen der im Original ausgesprochen brachialen Songs durchaus ihren Reiz, aber das Album entwickelt auf diese Weise auch Längen, dadurch entstehend, daß den Songs stellenweise in diesen Versionen einfach die Durchschlagkraft fehlt, die Sachen zum bewußten Anhören zwar gewohnt wirr-kaputt, aber insgesamt dann doch eine Spur zu berechenbar, zu wenig überraschend, vielleicht auch zu monoton sind, um wirklich richtig zu überzeugen. Das ist nicht schlimm, aber ein wenig schade - da können auch prominente Remix-Helfer (DK-Kopf Jello Biafra, Billy Gibbons von ZZ Top, Cheap Trick - Frontmann Robin Zander) nicht mehr viel richten. Somit ist aber "Cocktail Mixx" insgesamt nur eingeschränkt empfehlenswert: Wer nach einem Album für den oben umrissenen Einsatz-Zweck sucht, kann eigentlich bedenkenlos zugreifen, alle anderen sollten vorher zumindest den CD-Händler des Vertrauens um Hörprobe ersuchen. Der bunt schimmernde Cocktail, mit dem dieses Album erst richtig schön wird, ist leider nicht im Preis inbegriffen...