Als wäre es gestern gewesen: Das mittlerweile leider eingestellte e-lectric Magazin feiert Rename als große Hoffnung der deutschen Synthpopszene und wähnt die Band mit den sehr eingängigen Songs ihres Debütalbums „Culture“, wie „You don’t deserve my love“ und „Maybe later I will fall“ kurz vor dem großen Durchbruch. Das mag aus heutiger Sicht eine nicht ganz treffende Prognose gewesen sein, doch die konstatierte Qualität der dargebotenen Lieder konnte ich schon damals nur fett unterstreichen. Nachdem auch das dance-lastigere Nachfolgealbum „Energize“ gute Kritiken bekam, wurde es etwas stiller um die aktuell nur noch aus Marcus Fellechner bestehende „Band“. Dabei war der Sänger, Songwriter und Produzent in Personalunion nicht untätig. Mit „First Bounce“ gab es ein Remix-Album, zudem entstand in enger Zusammenarbeit mit Todd Durrant vom US-amerikanischen A Different Drum-Label die CD „A Different Mix“, auf der Marcus die Songs anderer Künstler um die typischen Rename-Einflüsse bereicherte und für maximale Tanzbarkeit sorgte. Dass er auch getragene, geradezu balladeske Stimmung vermitteln kann, bewies die Online-Single „Play in the rain“, während „The Hack“ – eine Abrechnung mit der um sich greifenden illegalen Downloaderitis – als limitiertes Vinyl veröffentlicht wurde. Nun erblickte dieser Tage „Evolution“ das Licht der Welt, ein als „Mini-Album“ betiteltes Werk, das aus meiner Sicht aber als legitimer Nachfolger von „Energize“ gelten kann. Der schwierigen Lage auf dem CD-Markt geschuldet, erscheint der neue Output lediglich in einer 300 Einheiten kleiner Auflage, von der 200 bereits durch Abonnenten der A Different Drum VIP-Serie okkupiert wurden. Die restlichen Exemplare können interessierte Leser bei Discogs und Poponaut ordern oder natürlich als Download bei den bekannten Anbietern. Dabei würde sich der Erwerb des physischen Tonträgers durchaus lohnen, ist der Opener „The Collector“ doch eine liebevolle Hommage an den passionierten Sammler, der auch in Zeiten massiver Entwertung von Musik noch Treue beweist und seine favorisierten Künstler mit dem Kauf der jeweils aktuellen CD unterstützt. You can say it’s all for love – love of the history You can say it’s all for love – love of the art You can say it’s all for love – love of the music..... ....so die lyrische Zusammenfassung jener Gefühle, die ein Musiksammler seiner „Collection“ entgegenbringen kann und die von Rename in diesem Song auf den Punkt gebracht werden. Im weiteren Verlauf der CD offenbart sich dem Hörer eine klangliche Vielfalt, wie sie in dieser Bandbreite noch auf keinem Album der Band zuvor zu hören war. „Never Stop“ ist sehr clubbig geraten, „In The Future“ dagegen eher minimalistisch, „The Hack“ Synthpop mit verzerrtem Gesang im Refrain und „Play in the rain“ die erwähnte fantastische Ballade, bei der sich Marcus stimmlich in Höchstform präsentiert. Von den abschließenden Remixen kann (mal wieder) Peter Rainman alias „People Theatre“ mit seiner Überarbeitung von „The Collector“ überzeugen. Gibt es eigentlich überhaupt einen schlechten PT-Remix? Ich habe noch keinen gefunden. Auch wenn es möglicherweise kein klassisches Album im eigentlichen Sinne ist, liefert Rename mit „Evolution“ eine komprimierte Form der jüngsten musikalischen Kreationen ab, die jedem Synthpophörer zu empfehlen sind, der mit Stilwechseln innerhalb eines Albums leben kann und der nach wie vor gerne und mit vollem Enthusiasmus CDs kauft. Die passende Hymne dazu gibt es jetzt.