Daß man als Plattenfirma einem Newcomer den Weg durch Promotion-Verweigerung reichlich schwer machen kann, dürfte kaum nähere Erklärungen erfordern. Weniger leicht einzusehen möglicherweise der umgekehrte Weg - können einer Band Nachteile entstehen, wenn ein Label zu enthusiastisch über das neue Pferd im Stall berichtet und damit Erwartungshaltungen erzeugt, die die Musik letztlich unmöglich erfüllen kann? Falls ja, dann dürften RE/MOVE definitiv ein Opfer dieser diskutablen Strategie sein. Als "harsche, harte, komplexe elektronische Musik" wird "Uppercut", das Debütalbum der vier Spanier, propagiert. Der geneigte Hörer solle alles, was er bislang über EBM weiß, vergessen, weil jetzt die "Zukunft" da ist. EBM? Die Zukunft? Nun ja. Mit EBM im Sinne des "Wortes" hat das akustische Schaffen von RE/MOVE bestenfalls am Rande zu tun, Zukunft (als "Future" wie in "Future Pop") paßt da schon etwas besser, bringt die Essenz der 12 Songs des Albums eigentlich auf den Punkt. Musikalisch bewegt sich das Treiben der Herren Alvarez, Arroyo, Perez und Martinez in der Schnittmenge zwischen Icon Of Coil, Flesh Field, Angels And Agony, Covenant und vielleicht Decoded Feedback, leben Tracks wie "We Are The Message", "I'm Over Again" oder "Are We Here" in erster Linie von eingängig-poppigen Melodie-Linien und hüpfburgenkompatiblen Rhythmen. Dort schlagen sich die Musiker für ein Debüt zunächst tapfer, allerdings geht "Uppercut" spätestens nach der Hälfte der Spieldauer die Luft aus. Dann zeigt sich, daß in Sonderheit Melodie-Führungen und Gesangspassagen über weite Strecken viel zu belanglos, zu wenig abwechslungsreich oder interessant sind, um das Album ein- oder gar mehrfach am Stück anhören zu wollen. Dann zeigt sich auch, daß gute Ideen in den Songs (wir erinnern uns an die "Komplexität" aus dem Presse-Info?) eher Mangelware sind und selbst die wenigen Ansätze, einzelne Stücke ("Not In My Name") aus dem Durchschnitt dieses Albums zu heben, gnadenlos scheitern am kraftlosen, viel zu poppig wirkenden Sound. Dann merkt man insgesamt, daß die Band mit einer "Uppercut EP" besser beraten gewesen wäre bei Beschränkung auf die starken Songs, die das Album sicher hat, und ohne das Risiko, die vorhandene Menge an guten Ideen über eine ungleich längere Spielzeit verteilen zu müssen. Alles in allem ist das Fazit eher durchwachsen - richtig empfehlen kann man dieses Album eigentlich nur Genre-Freunden, die wirklich absolut alles sammeln. Tanzflächenbetreiber, die gelegentlich den einen oder anderen Track von "Uppercut" in ihr Programm streuen wollen, dürfen auch gern ein Ohr riskieren. Der Rest der Welt brauch die CD in dieser Form eigentlich nicht. Schade für Re/Move - aber damit sind mehr als zwei Zähler leider nicht drin, plus einen halben für die erkennbaren guten Ansätze. Schon mit einer etwas energischeren, druckvolleren Produktion wäre selbst bei diesem Album einiges an Boden gutzumachen gewesen...