Eines gleich vorweg: nämlich herzlichen Glückwunsch zum vor nicht allzu langer Zeit eingestielten Plattendeal! Re:\Legion haben nach einigen Jahren harter Arbeit bei e-noxe/ Rupal Records unterzeichnet und gehen nun mit einer beachtlichen Werkschau ihres bisherigen Schaffens sowie etlichen neuen Tracks an den Start. Nach dem erfolgreichen, noch in Eigenregie veröffentlichten Debüt "Intersection" (2005) und einer elf Tracks umfassenden DJ-only Promo, steigt das Duo nun offiziell ins toughe Business ein. "13 seconds" wartet mit ebenso vielen Songs sowie einem hidden track auf und kann bereits auf einen beachtlichen Einstiegserfolg zurückblicken: In den Bullets der DAC-Albumcharts führen Re:\Legion die Liste an, der Sprung zu Platz 10 scheint nicht mehr fern. Eine Leistung, die ihren Erfolg verdient. Neben den vom Album "Intersection" bekannten Titeln "Legion", "Deception (honoured)", "Electri:city", "DN38416 (re:terminated)", "Equinox" und "Trance:Mission" haben Oliver Schmitz und Martin Cremers eine geballte Ladung Dark Electro auf dem Album versammelt, die gleichermaßen "Hirn wie Herz" hat. Das Duo versteht sein Handwerk und mixt gekonnt clubtaugliche Beatsalven mit eingängigen, hymnenartigen Melodien, wagt sich aber auch an ruhige, sanfte, balladeske Träum-Stücke, ohne dabei nur im Entferntesten Klischees abzugrasen oder ins Butterweiche abzudriften. Was gibt es Neues zu hören? "Prelude to pests", dank der erfolgreichen DJ-Promo in den Clubs kein ganz unbekannter Song mehr, ist ein spannendes, bombastisches und nachdenklich machendes Stück mit Intro-Charakter – die perfekte Gelegenheit, nach der ersten Albumhälfte etwas Luft zu holen, um aber gleich darauf mit "Pests of flesh" wieder völlig durchzustarten. Songs wie dieser, düster, hart und schnell, oder "Cancer Decay", wuchtig und eingängig, nehmen es locker mit den Dancefloor-Dauerbrennern bekannter, großer Electro Acts auf. Kurz: Hier stimmt die Mischung. Obwohl man die musikalischen Einflüsse von Oliver und Martin deutlich heraushört, wird bei Re:\Legion weder geklaut noch imitiert. Die Beiden haben zweifellos ein Gespür für fesselnde Melodien und Rhythmen, die zuhause genauso funktionieren wie auf der Tanzfläche der Clubs. Mit "The Travellers" und "Nachthexen" sind zwei weitere brandneue Tracks im Rennen, wobei letzter bereits vor Albumveröffentlichung den Weg auf zwei prominente Szene-Sampler fand und inzwischen zusammen mit Acts wie Suicide Commando, Feindflug und Panzer AG oder Xotox bei einem großen Publikum durch die Boxen schallt. "Nachthexen" handelt nicht etwa, wie man meinen könnte, von zauberhaften, betörend schönen Gothic-Mädels. Im Gegenteil. Als Nachthexen bezeichneten die Deutschen im zweiten Weltkrieg die Pilotinnen des russischen 588sten Nachtbomber-Regimentes. In unscheinbaren, kleinen Doppeldeckern flogen diese mutigen, kampferprobten, meist noch sehr jungen Frauen monatelang hunderte extrem "erfolgreiche" Einsätze bei Nacht, die viele Deutsche das Leben kostete. Zum Teil waren diese Frauen, ehemalige Mechanikerinnen, in ihren Kampf-Einsätzen erfolgreicher und "tödlicher" als ihre männlichen Kollegen – und deshalb bei den Deutschen derart gefürchtet, dass sie fortan nur noch die "Nachthexen" genannt wurden. Der Song "Line B" hingegen widmet sich – ein wenig an Blutengel erinnernd – auf morbide Weise der geliebten Queen of Darkness. Nach dem hidden track, einer langsamen, gefühlvollen Piano-Ballade mit sanften elektronischen Akzenten entschwebt der Hörer gleichsam auf wundersame Weise einem Traum, einem Abenteuer, das in gewisser Weise Suchtpotenzial in sich birgt. Zwar klingen, bei genauem Hinhören, die ein oder anderen auf englisch gesungenen Lyrics hier und da ein wenig arg „deutsch“ bzw. holprig (wobei man hier auch zu Gute halten sollte, dass GESUNGEN, und nicht die Stimme bis zur blamablen Unkenntlichkeit durch den Verzerrer gejagt wird!), daran lässt sich aber bis zur nächsten Veröffentlichung sicher noch arbeiten. Runderhum glänzt "13 seconds" nicht nur als qualitativ hochwertige Top-Veröffentlichung für das Newcomer-Duo, sondern auch als erfreuliche Bereicherung für die aktive Electro-Szene in Deutschland, die immer mehr auch im Ausland ihre begeisterten Anhänger findet. Ein sehr geschmackvoll aufgemachtes Booklet, in dem alle Songtexte abgedruckt sind, macht das Album schlussendlich komplett rund. Anlässlich der Veröffentlichung von "13 seconds" haben wir Oliver und Martin wieder zum Gespräch mit dem Medienkonverter geladen. Das könnt Ihr demnächst in der Rubrik "Stories" auf unserer Seite nachlesen. In diesem Sinne: Keep the beat beating!