Als die finnische Band Reflexion um 2006 nach ihrem Debut "Out Of The Dark" immer mehr an Beachtung gewann, passte sie wunderbar in den von HIM stark geprägten Zyklus des Dark-Rock-Genres. Reflexion konnte sich schnell ein Plätzchen zwischen den anderen Genre-Vertretern Rasmus, Lovex, Negative und Entwine sichern. Sie tourten ein bisschen durch ihre Heimat, fanden 2007 den Weg nach Leipzig zum Wave Gothic Treffen und setzten 2008 mit ihrem zweiten Album "Dead To The Past, Blind For Tomorrow" nach. ‒ Seitdem hat sich bei dem finnischen Quintett nicht wirklich etwas getan. Abesehen von dem neuen Album "Edge" ‒ welches bedauerlicherweise den musikalischen Stillstand der Band dokumentiert. Mit diesem, ihrem dritten Album demonstrieren Reflexion dem Hörer 50 Minuten lang, wie es klingt, wenn man plötzlich die zertrampelten Pfade der anderen verlässt, sich selbstständig auf Soundsuche begibt ‒ und scheitert. Dabei ist es in der Theorie noch nicht einmal so abwegig, sich Reflexion ohne die poppig-melodischen und hymnisch angehauchten Refrains vorzustellen. Dem einen oder anderen kommt es vielleicht sogar ganz gelegen, wenn Reflexion die Emo-Schiene verlassen, auch gesanglich nicht mehr so vor sich hin jammern. In der Theorie ist schließlich vieles möglich. Aber die Band um Sänger Juha Kylmänen hat das in die Praxis umgesetzt und damit für sich etwas Neues geschaffen: einen langweiligen Sound, der nicht aufgeht, der keinen Spaß macht und der sich wie ein übermächtiger, übler Schatten über jeden einzelnen Song legt. Kurz und bündig: Mit "Edge" gipfelt dieses Experiment in einem Album, das man nicht kaufen kann, will und sollte.