Eine Woche habe ich mir nun die Ohren und das Gehirn malträtiert, um mich entscheiden zu können, ob mir Rasputeen gefallen oder nicht... Bereits zwei Albem haben Rasputeen veröffentlicht, „Das Leberwurstbrot“ und „Gegen die Wand“, diese jedoch noch unter dem Namen Rasputin. Zur Namensänderung kam es, weil man sich von politischen Namensinterpretationen distanzieren wollte – ansich eine klasse Sache und sehr löblich für die Band, aber durch die Verwendung 'teen' im Namen kommen echt üble Seite beim googlen heraus. Man sollte sich also an die Links halten ! Minimal Electro-Pop mit 80er Anleihen und einer Note Industrial – so wird die Musikrichtung in der Bandinfo recht richtig beschrieben und Rasputeen präsentieren uns insgesamt 16 „Segnungen der Neuzeit“ (ob das nun ein Segen ist sei mal dahingestellt). Die Musik von Rasputeen kann man durchaus als sehr monotonen Minimal beschreiben, innerhalb der einzelnen Lieder sucht man Takt- und Melodiewechsel mit der Lupe – da ist der Speiseplan eines durchschnittlichen Studenten wesentlich weitgefächerter (Pizza UND Spaghetti). Die Melodien sind aber recht stimmig und dudelig, Fans der Musik werden sich also nicht wirklich an der Monotonie stören, vor allem diejenigen, die wie ich dem Faktor „Nerv“ etwas abgewinnen können. Der Faktor Nerv ist in textlicher Hinsicht aber der „Kasus knaxus“ bei Rasputeen : die deutschen Texte und deren Darbietung schwimmer immer in gefährlichen Gewässern, mal macht es Spaß, sie zu hören, oft ist es aber einfach etwas zu seltam. Eher erzählt als gesungen werden sie, genauso ist auch die Betonung : also ob der gute Kumpel dir etwas in der Kneipe erzählt. Nerven können die ständigen Wiederholungen, jede menge uhs und ahs und die zum Teil recht pupertäre Ausrichtung der Inhalte. Zum Abwechslungsreichtum der Texte : Mal sind sie sinnvoll und auch gut (Bei „kauf' mich“ wird der Liebe zum Konsum aberwitzig ein Denkmal gesetzt), manchmal sind sie etwas kryptisch aber durchaus reizvoll („Schlag auf den Kopf“ und „Ein perfider Plan“), manchmal sind die dämlich-lustig („Das Lied von Oberförster“, "Weihnachtsfreuden") oder sogar ganz ohne Inhalt (Bei „uh oh ah“ stehen die gesamten Lyriks bereits im Titelnamen). Ich zähle vor allem Lieder auf, die in der ersten Hälfte der Spielzeit zu finden sind, weil im die späteren Träcks eher langweilig werden oder man sich doch ziehmlich sattgehört hat. Der Sound trägt dazu bei, bis auf zwei noisige Ausflüge („Begib dich in Gefahr“ und „Immer für dich da“) wird durchdedüdelt und auch diese beiden Ausnahmen stechen nicht sonderlich hervor, denn es werden zwar andere „Geräusche“ verwendet, aber ansonsten bleibt man der Linie treu. Ein Phänomen bei der CD ist, daß man immer, wenn man die CD auf Kopfhörern hört, durchaus Gefallen an ihr findet und zum Teil mitwippt. Vertraut man sie aber der heimischen Anlage an, so erscheint einem bald die textliche Komponente als zu peinlich und die Monotonie der Musik als Garant dafür, daß man bald nicht mehr hinhört. Als Party- oder Tanzmusik eignen sich diese „Segnungen der Neuzeit?? eigentlich noch weniger – vielleicht kann man mal den „Oberförster“ oder den „Schlag auf den Kopf“ in die Setliste integrieren, aber auch diese nerven trotz der kurzen Spielzeit viel zu schnell. Schade, sehr schade – Bazooka Joe sind durch Gründungsprojekt Rorschach Garden eigentlich ein Garant für gute minimale Unterhaltung und die Tatsache, daß in so einer nostalgischen Musik jede Menge Potenzial stecken kann. Rasputeen will aber zumindest mir nicht länger als eine Woche gefallen.