Das dritte Album von Radiohead, der dritte Release als Deluxe Boxset. Vom Umfang her vielleicht nicht das umfangreichste, von der Botschaft und Eigenständigkeit meiner Meinung nach jedoch um ein Vielfaches schwergewichtiger als die beiden Vorgänger. 'OK Computer' taucht regelmäßig in Rankings der Alltime-Greatest-Albums auf. Zu recht? Darüber muss sich natürlich jeder selbst sein Urteil bilden. Klar jedoch ist, dass ‚OK Computer’ ein prägendes Album war, ein Werk bei dem sich Yorke und seine Mitstreiter das erste Mal richtig selbst gefunden haben. Orientierte man sich zuvor an den Grunge-Göttern jenseits des Ozeans, läutete ‚Android Paranoid’ einen deutlichen Richtungswechsel ein. Man brach mit den Ideen konventioneller Songstrukturen und radiotauglichen Songlängen. Gut sechs Minuten die unschuldig in Gedanken an ‚The Bends’ begannen um dann zunächst in ein 7/8-getaktetes Gitarrengewitter zu münden, das wie ein überraschendes Sommergewitter schon zwei Minuten später vergessen ist und zur Klärung der vorher angespannten Situation beigetragen hat. Flächen, angetäuschte Background-Chöre und viel Elektronik in Beat- und Soundelementen öffneten Radiohead eine neue Schaffenswelt und damit die Möglichkeit eine breitere Hörerschaft für sich zu gewinnen. Dazu kam die intellektuell angehauchte Käuferschaft, die sich weiß Gott nicht für Sänger in braun-grün gestreiften T-Shirts in Turnhallen und die Bands in deren Gefolge interessiert hatte. Dass ‚Karma Police’ und ‚No Surprises’ dann zu Hymnen einer College-Generation wurden war somit nur mehr als logisch. Erstmal findet sich auch ein graphik-lastiges, collagenhaftes Artwork, das bis heute typisch für Radiohead-Releases geblieben ist. Trotz des überwältigenden Erfolgs des Albums wurden nur drei Singles veröffentlicht, so dass die Bonus CD mit ‚nur’ fünfzehn Tracks gegenüber den anderen Re-Issues fast schon schwach aussieht. Die Bilanz: acht B-Seiten, fünf Live-Tracks und zwei Remixes von ‚Climbing up the Wall’, von denen vor allem der Zero 7 Mix exzellent das sperrige Original in einen qualitativ hochwertigen Lounge-Track verwandelt. Betrachtet man die B-Seiten findet sich fast alles: ‚Polyethylene (Parts 1& 2)’ hätte sicher ins Album gepasst, während ‚How I made Millions’ Thom Yorke am Piano bietet und somit nicht ins Konzept gepasst hätte. Auch ‚A Reminder’ mit seiner eher experimentellen Herangehensweise’ oder das lockere, Bontempi-inspirierte ‚Melatonin’ sind für sich allein gesehen funkelnde Diamanten, hätten ‚OK Computer’ als Einheit jedoch nicht unbedingt bereichert. Die DVD ist bei ‚OK Computer’ etwas mager ausgefallen was die Quantität angeht, qualitativ ist der Auftritt bei Jools Holland im eigens gestalteten Bühnenset zusammen mit dem legendären ‚Karma Police’ Video aber sicherlich der unbestrittene optische Höhepunkt der Re-Releases. Fazit: ob man die Box-Sets nun unbedingt auf den Markt werfen musste sei dahingestellt, was dabei herausgekommen ist kann sich jedoch ohne Wenn und Aber sehen lassen!