Nach der Veröffentlichung der Hocico-Live-DVD "A través de mundos que arden" haben Erk Aicrag und Racso Agroyam ihr zu viel Ruhm und Ehre gekommenes "Biest" schlafen gelegt, um sich verstärkt den eigenen Solo-Aktivitäten zu widmen. Mit "Métodos Del Caos" ist vor wenigen Wochen das erste Album von Erk Aicrags Projekt Rabia Sorda erschienen. Die Veröffentlichung, die auch die viel gelobte Debüt-Single "Save Me From My Curse" enthält, überrascht durch und durch. Mit Ausnahme von Aicrags einprägsamer Stimme erinnern die 13 Tracks weder an Hocico noch an Dulce Liquido, das Nebenprojekt von Racso Agroyam, für das Aicrag live hinter den Tasten steht. Mit Rabia Sorda hat sich der Hocico Frontmann vom starren Korsett der wütend stampfenden Electro-Kracher gelöst und gibt sich auf "Métodos Del Caos" auf begeisternde Art und Weise offen und vielschichtig für neue musikalische Einflüsse. Obgleich Aicrag nichts von seiner zügellosen Aggressivität verloren hat, manifestiert sich diese in den Songs eher auf textlicher, inhaltlicher Ebene. Die starke Verzerrung der Vocals wurde beträchtlich zurückgeschraubt, ebenso die BPM-Zahl und die wummernden Bässe. Aicrag schöpft aus einer bisher nicht gekannten stilistischen Vielfalt, die das Album außerordentlich spannend, vielseitig, um nicht zu sagen unvorhersehbar machen. Für die treibend-rockigen Elemente sorgt vor allem das bei einigen Songs live eingespielte Schlagzeug, das für Hocico oder Dulce Liquido wohl undenkbar wäre. Während bei diesen beiden Projekten der ethnische Background der Mexikaner trotz ihrer hohen Bedeutung musikalisch keine Rolle spielt, arbeitet Aicrag hier gekonnt folkloristische Soundelemente mit ein, ohne diese überzustrapazieren ("What U get is what U see"). Ein andermal präsentiert sich der Sound herrlich aufmüpfig und punkig ("Breaking through"), selbst vor ruhigen, entspannten Passagen macht das Album nicht Halt. Der (ins englische übersetzte) Titeltrack "Methods of chaos" zeigt eindrucksvoll seine nachdenkliche, melancholische Seite, frei von Klischees. Leider offenbart sich gerade in diesem Song Aicrags stimmliche Unsicherheit, da hier erstmals "richtiger Gesang" zum Einsatz kommt. Trotz des außerordentlich vielfältigen Arrangements ist Rabia Sorda kein Abschied vom düsteren, kompromisslosen Electro. Titel wie "Walking on nails" oder "Cantos de violencia" sind Öl für brennende Tanzflächen, bei "Insurrection" lassen sich sogar leichte old school EBM-Anleihen heraushören – die guest vocals steuerte noch dazu niemand geringerer als Pontus Stalberg von Spetsnaz bei. "Métodos Del Caos" reflektiert den umtriebigen und engagierten Charakter von Erk Aicrag, der sich mit Rabia Sorda von den bisher mit Hocico auferlegten musikalischen Zwängen befreit und nun einen musikalischen Rundumschlag gewagt hat, ohne sich dabei zu verrennen oder in Beliebigkeit zu verirren. Auch nach dem x-ten Durchhören offenbart das Album immer wieder neue Seiten, interessante Feinheiten und Höhepunkte. Eine baldige Live-Umsetzung mit Schlagzeug, Synthesizer und E-Gitarre wäre hier das Tüpfelchen auf dem I. Wie auf der offiziellen Band-Homepage zu erfahren ist, stellt Aicrag derzeit das Line-up zusammen. Man darf also gespannt sein! Anspieltipps: Save me from my curse, What U get is what U see, Misery, Breaking through