Dass experimentale Klänge nicht Jedermanns Geschmack sind bzw. sein können beweist "Black Grains" des französischen Projekts Pylône auf eindrucksvolle Weise. Das ist auch gar nicht böse gemeint, da gerade in diesem Bereich jeder Hörer seine eigene Vorstellung von der Anordnung der verschiedensten Geräusche hat. Möchte der eine unter keinen Umständen auf eine gewisse harmonische und vielleicht auch noch melodische Untermalung verzichten, so reicht den anderen (Puristen) schon eine Klanganhäufung, um das Herz schneller schlagen zu lassen. Wiederum andere benötigen vielleicht noch einen Wegweiser, um zu wissen, was der Künstler einem damit sagen möchte und nochmalig andere besitzen eine ganz eigene Kreativität, um sich einen roten Faden durch den Klangwirrwarr zu ziehen. Den konnte ich mir bei "Black Grains" leider nicht ziehen und ein richtiger Purist bin ich auch nicht, so dass ich ein bisschen zwischen Baum und Borke stehe. Die "Schwarzen Körner" finden sich gleich in "Equation Part.1" wieder. Und zwar in der Form, dass man den Eindruck bekommt, dass da möglicherweise zuerst am Fernseher/Radio der Big-Brother-Kanal gesucht wird und man dann hört, wie ein paar Außerirdische (oder Parasiten) etwas sehr Trockenes schnurpseln und sich dabei in ihrer Sprache unterhalten. Allerdings passt bei dieser Interpretation der Titelname nicht ganz... Das hörbare Spektrum erstreckt sich mit ziemlich kalten Klängen über alle Frequenzbereiche der menschlichen Wahrnehmung. Noch dunkler und flächiger zeigt sich "Look Part.3". Ein tiefes Grollen im Hintergrund wird langsam mit weiteren Geräuschen durchdrungen. Meist sind es LoFi-Klänge oder auch Rauschen in seinen verschiedensten Ausprägungen, welche allesamt verschiedenste Plugins und sonstige Filter durchlaufen haben und dabei durchaus strukturiert wirken, wobei es nicht eine berechenbare sondern eher eine gewollte und dennoch nicht zufallsmäßige Anordnung der gewählten Laute ist. Wie auch bei den weiteren 'Titeln' wäre "Black Grains" nun besser mit "Schwarzen Maserungen" im Sinne von 'Strukturen' zu übersetzen, die unbedingt visuelle Unterstützung benötigen, da sie trotz abstrakter Finesse zum Nebenbeihören fast vollständig ungeeignet sind. "Transmission" weist auf einen weiteren mit der CD in Zusammenhang gebrachten Begriff hin - den der 'Brutalität'. Während die ersten knapp acht Minuten einen Streifzug durch die Datenübertragungswege eines Maschinenraums zu liefern scheinen, rauscht, knarrt und knackt es in der nachfolgenden Zeit immer mehr in den Boxen, wobei ab und an (selten) das Geknister durch einen echten Synthi-Ton, wie wir ihn von der Musik her kennen, ergänzt wird. Die angesprochene Brutalität äußert sich hier vor allem in der Form, dass der Hörer, sofern er/sie wirklich den Drang verspürt, sich alles in kompletter Länge anzuhören, erstens mit einer fast epischen Länge erschlagen wird, die aber - und das wäre zweitens - nur sehr wenig strukturelle Besonderheiten aufweist; d.h., der Minimalismus bleibt trotzdem erhalten. Und drittens: Wenn man glaubt, die "Transmission" wäre nach 20 Minuten (endlich) vorbei, dann folgt ein wichtiges "P.S." als Nachtrag, welches sich noch einmal knapp fünf Minuten hinzieht. "Line 4" ist der mit Abstand 'melodischste' Track von "Black Grains", der mit einigen fiependen Klängen bei zu hoher Lautstärke durchaus tinitusförderlich ist. Zum Abschluss scheint uns "Echo" noch einmal in die Stube und den Maschinenraum der Außerirdischen oder Parasiten zu ziehen und beinhaltet die bei weitem größte Geräuschanhäufung, die sich auf der CD finden lässt. Fazit: "Black Grains" ist mit seinen 60 Minuten Audioinhalt definitiv nur etwas für Fans von schrägen Sounds, welche in der gewählten Anordnung nach einer eigenen Interpretation verlangen oder nur im Kontext mit weiteren, multimedialen Inhalten präsentiert werden sollten. Ansonsten ist die CD leider schlicht unhörbar.