Ein wundervolles Stück Folk gibt es heute aus finnischen Landen. Und wer glaubt, finnischer Folk beginnt und endet mit Tenhi, der hat sich noch nicht von Pyhä Kuolema überzeugen lassen. So ganz anders als die berühmten Landesgenossen und doch genauso ur-finnisch. Das Debut des Soloprojektes von Mikko Pöyhönen (ex-Tuhat Kuolemaa Sekunnissa) erscheint auf dem für finnischen Folk prädestinierten Label Anima Arctica und bietet in 34 Minuten 12 wunderbare Folkkunstwerke. Dabei sind die 34 Minuten einerseits viel zu wenig, andererseits umgeht Pöyhönen damit die Problematik der sich einschleichenden Langeweile, die Akustikgitarrenmusik häufig heimsucht. "Linnun laula I" bietet einen getragenen Einstieg, der bereits die Marschrichtung vorgibt. Klassischer Folk, nur mit der Akustikgitarre vertont. Dazu männlicher Gesang, alle Texte auf finnisch und damit den meisten unter uns wohl für immer verborgen. Auch mich wird mein VHS Finnisch hier wenig voranbringen und so verlasse ich mich auf die Angaben von Pöyhönen selbst, dass auf "Saavun Vaikken Kulkisi" atmospherisch und emotional persönliche Themen und Oden an die finnische Heimat und Natur angestimmt werden. Gut, innerhalb dieser Musikrichtung braucht es wohl keinen finnischen Übersetzer, um auf diese Löung zu kommen und ob diese nun gelungen sind oder doch ähnlich banal oder kitschig sind wie bei vielen Vertretern der Folkzunft, die wir besser verstehen werden wir wohl nur schwer erfahren. Hören wir also mal weiter, wie man mit diesen Standartelementen überhaupt noch etwas reißen kann. Das sehnsüchtige "Nuori maa" deutet es bereits stark an: Pyhä Kuolema steht für entspannte und sehr gute Gitarrenarbeit, die das Fundament bildet für, und hier kann ich mich kaum halten vor Begeisterung, fantastische Gesangsarbeit. Sowohl die gesungenen Melodien, als auch Pöyhhönens Stimme selbst erweisen sich als wahre Juwele. Noch stärker sind die beiden folgenden Tracks: Das zerbrechlich-traurige "Tuhat kuolemaa sekunnissa" und das ein wenig an Corde Oblique erinnernde "Yöaika" verdienen eine unbedingte Reinhörempfehlung und sind für mich bereits Grund genug, das Album zum Kauf zu empfehlen! Dann wird es etwas entspannter und sehnsüchtiger mit "Pelkurin palkka on rakkaudettomuus". Qualitätiv bleibt das Album auf einem extrem hohen Niveau: "Ajattele minua" und "Voimamies" erschallen kräftig und lebensbejahend und "Syntymäpäivä" überzeugt mit einem vorhersehbaren aber ungemein mitreißenden Refrain (und ist damit mein dritter unbedingter Anspieltip). Das abschließende "Tanssi vainajille" deutet noch einmal eine besonnene Aufbruchstimmung an – mein nächster Finnlandurlaub ist mit dem Ende der CD beschlossene Sache, der nächste Hördurchlauf auch. Und der darauffolgende. Und der danach. Immer wieder – eine tolle CD. Nachdem ich von den letzten "klassischen" Folk Cds wenig überzeugt und meist gelangweilt war und die Alben, die die klassischen Melodie- und Instrumentierungspfade verlassen hatten (wie die letzten Veröffentlichung von Of the wand and the moon und Tenhi), noch für Begeisterung sorgen konnten, hätte ich nicht gedacht, dass ein so althergebrachtes und wenig innovatives Stück Folk noch solche Energie und Freude mit sich bringen kann. Aber mit dem Debut von Pyhä Kuolema habe ich neben nun bereits einen heißen Anwärter meiner Alben des Jahres 2012 gefunden. Und nun hört zu lesen, bestellt euch die CD und lasst euch in eines der schönsten Länder der Welt entführen!