Urteile nie nach dem ersten Eindruck! Diese Weisheit, die für das Leben im allgemeinen gilt (oder gelten sollte), trifft auf das vorliegende Album „Body Misses“ im Besonderen zu. Zunächst könnte man nämlich glatt denken, eine weitere Scheibe einer der unzähligen Rock-mit-Frau-am-Mikro-Bands im Player liegen zu haben. Ganz falsch, denn Purest Spritual Pigs ist gar keine Band, sondern das Soloprojekt der amerikanischen Künstlerin Helena Thompson, die schon länger als Trommlerin jenseits der großen Teichs aktiv ist und sich für ihr Langspiel-Debut mit nicht weniger als sieben Gastmusikern verstärkt hat. Das könnte ein Hinweis darauf sein, daß uns doch Weitergehendes als gewöhnlicher, amerikanisch geprägter Rock, wie die beiden ersten beiden Songs vermuten lassen, erwartet. Tatsächlich – mit Track No. 3 „Shenti“ deutet sich quasi eine Wende an. Das Tempo wird zurückgenommen, Synthesizer treten in den Vordergrund und die E-Gitarren nehmen nur mehr eine begleitende, wenngleich nach wie vor hörbare Stellung ein. Auch das Songwriting weicht bereits vom Rockschema ab. Noch ohrenfälliger dann beim folgenden „Damn“, welches durch die Reduktion auf tribalartige Percussions und Gesang einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt. Und das heitere Stileraten geht munter weiter. „Burn Through“ beispielsweise präsentiert sich lasziv-jazzig mit Klavieruntermalung, wohingegen „M.J.R.“ mit akustischer Gitarre folkig um die Ecke kommt und „Remains“ gotisch-schwermütige Stimmung verbreitet. Ein bunter Mix also, bei dem die Stimme Helena Thompsons die einzige Konstante ist. Angenehm erdig und unprätentiös bildet sie sozusagen die Basis, auf der sich die diversen Gäste auszutoben scheinen, und zeigt sich dabei als erstaunlich vielseitig, obwohl, oder vielleicht gerade weil, die Tonlage nicht großartig variiert. Lediglich das abschließende „FPNOP PPL“ fällt dahingehend sowie in jeglicher Hinsicht aus dem Rahmen. Hier darf, lt. Booklet, „guest-pig“ Umberto Crenca ans Mikrophon, was ohne den genannten Verweis allerdings niemandem aufgefallen wäre, denn mittels extremer Verzerrung bzw. Verlangsamung ist der Gesang in diesem 2:02 Minuten kurzen Industrial(!)-Bröckchen kaum noch als solcher wahrnehmbar, sondern fügt sich eher als zusätzliches Element in die schwere Soundkulisse ein. Fassen wir zusammen: Rock, Jazz, Folk, Industrial und mehr - vereint auf einer einzigen CD. Was für uns Schreiberlinge die Einordnung in unsere geliebten Schubladen schwer macht, erfordert gleichermaßen beim potentiellen Käufer einen sehr weiten Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand. Ist der vorhanden, steht einer Kaufempfehlung eigentlich nichts im Wege. Die einzelnen Titel, für welche neben der Protagonistin teilweise die Gäste mitverantwortlich zeichnen, sind durchaus professionell geschrieben und eingespielt. Man darf nur nicht nach dem ersten Eindruck urteilen... !