Was habe ich mir da aufgehalst ? Beim ersten Hörversuch hielt ich bin zur Mitte des ersten Tracks durch. Ein paar Tage später hatte ich Zeit und versuchte es noch einmal – zwecklos. Ich konnte mir das nicht lange anhören. Aber irgendwann, als ich unterwegs war, es regnete und ich war gestresst und geladen, da war die Zeit gekommen : Proyekto Mirage „Turn it on“. Das fünfte Album des spanischen Duos knüpft genau dort an, wo es die Fans erwarten : am Bass. Kann man sich vorstellen, wie es klingen würde, wenn man bei einem regulären Combichrist Album die Melodien weglassen würde ? Ja ? So ungefähr klingt diese CD – saugute Bässe, tolle Instrumentierung, gekonnte Programmierung, ein paar Samples oder minimaler „Gesang“ und ...... keinerlei Inhalt. Nix. Ich finde weder ein Motiv, noch irgendwelche erzeugten Stimmungen : alles klingt wie ein Rohkonstrukt für eine Industrialnummer. Wenn man jetzt noch eine Melodie und etwas Gesang drübergibt entsteht ein Lied. So sind es halt Bässe und Schläge und Loops und Nichts. Versteht mich nicht falsch, ich mag eigentlich solche Sachen aus dem Bereich (Stahlfrequenz, Industriepalast, Monoid, SINA, ...) und verlange auch nicht unbedingt eine Melodie. Aber normalerweise sollte zumindest eine bestimmte Stimmung entstehen, irgendwas da sein, das den Hörer reizen könnte. Warum soll ich mir diese CD kaufen und nicht irgendeine andere Platte aus dem Bereich. Oder eine Orginalaufnahme einer Nachtschicht bei Thyssen ?.... Ich kann die Antwort nicht geben, denn ich finde keinerlei wiedererkennbare Merkmale. Nur Schläge. Und Bässe. Der Titeltrack ist dabei fast schon stellvertretend für den Rest des Albums – die Produktion wummert so kristallklar aus den Boxen, daß das fast nicht vorhandene Leitmotiv des Stücks gnadenlos niedergeknüppelt wird. Das folgende „Cannibal Party“ ist wohl mit dem Wunsch entstanden, ein Tanzflächenkracher zu werden. Der monoton geseierte Text (vorgetragen von Alicia) entbehrt dabei jeglichen Sinnes und eigentlich ist doch nur wichtig, daß sie über'ne Party singt. Dazu gibt es Bässe und keine wirkliche Melodie. Ich kann mir vorstellen, daß viele sich dazu auf den Tanzflächen der Nation bewegen werden (denn es hat einen Bass und ist ganz so schlimm nicht). „Cermol“ ist Gott sei Dank wieder instrumental und besteht aus'nem Bass und Geräuschen – es wird langweilig. „I just wanna sex“ ist natürlich kein intelektuelles Meisterwerk, immerhin ist der Bass aber nicht ganz so drückend, sondern nur nervig. „665,9“ ist nicht nur eine dämliche „fast satanische“ Betitelung sondern auch der melodiöseste Song. Haut nicht wirklich vom Hocker, aber macht schon fast Spaß. Duch den Gesang und bestimmte Synths hat das Stück ganz leichte Ähnlichkeit mit Minimal-Erzeugnissen der 80er.. „I always lose my control in mars“ ist vom Titel her lustig. Und inhaltlich instrumental. In „Welcome to life“ passiert nichts. „Salvation“ wird durch die Beteiligung von Spiritual Front (Nette italienische Folk-Band) absolut nicht anders als der Rest : monotones Gestampfe und diesmal eben männliche, gelangweilte Sprachmitteilungen. Auf dem „Piano Song“ findet sich kein Piano. Dafür aber ein pfeilschneller Bass. „We are stupid“ (Ich lasse den Titel mal so stehen). „Darker Sex“ hat wieder einen Anflug von Melodie zu Drum'n'Base Rythmen. „Napalm sin retorno“ ist schnell vergessen und „Turn it off“ treibt mir die Freudentränen in die Augen – nun ists vorbei. Warum ich der CD denoch 2,5 Punkte gebe und nicht weniger liegt an der Tatsache, dass eine Bekannte dieses Album hörte und meinte, es wäre genau das, was sie mag. Sie konnte mir zwar nicht sagen, warum und meinte auch, daß es im Endeffekt Gewummer ist, aber sie fand gut, dass es nett kracht. Das ist zwar nicht unbedingt ein Kriterium für gute Musik, aber wenn dieses Produkt scheinbar eine Zielgruppe hat, dann sei es so.