Wer selbst bei 30 Grad im Schatten noch nicht ins Schwitzen kommt, der sollte sich „Slaves of capital“ von Proyecto Mirage zulegen. Sommerlich-optimistisch ist das Motto des neuen Tonträgers von Alicia H. Willen und Francisco Planellas zwar nicht, doch es liefert genug Stoff, damit einem bei entsprechender körperlicher Aktivität endlich richtig heiß wird. Drei Jahre hat sich das spanische Duo Zeit gelassen, um den Nachfolger von „Turn it on“ rund zu machen. Wieder regieren Beat und Rhythmus und die ungestüme Power von zappeligem Drum'n'Bass, Trip Hop, lärmigen Industrial-Eskapaden und ultrahartem Technosound. In ihrem „Drum'n noise core“ entlädt sich pulsierend und in fein abgestimmten Dosen eine Menge Aggressivität. Gleichzeitig entspringt vor dem inneren Auge dem Gehirn eine monströse Sturmwalze, die alles niederdrückt, was sich ihr in den Weg stellt. Doch ganz so „platt“ haben Proyecto Mirage ihr neues Album natürlich nicht angelegt, sind Alicia H. Willen und Francisco Planellas doch für ihre Experimentierfreude in Sachen Sounds & Beats bekannt. Ein paar EBM- und 80ies-Synth-Pop-Einsprengsel sowie moderne Electronica-Sounds und Alicias derbe Electroclash-Stimme frischen die Tracks immer dann auf, wenn man glaubt, in monotones Techno-Gepolter abzurutschen. Angenehm fallen auch jene Tracks auf, die eindeutig „Abkühlung“, sprich eine Drosselung des Tempos versprechen. Die (immer noch tanzbaren) chill-out-Phasen sind zwar kurz, aber willkommen und genau an den richtigen Stellen platziert. Intellektuelle Tiefe und Fragen, die die Welt bewegen, sollte auf „Slaves of capital“ niemand erwarten. Selbst der Sinn des Albumtitels ist fragwürdig. Mit viel Fantasie könnte man das Album als Soundtrack für einen Film heranziehen, der das Thema in hektischen, schnell geschnittenen und verstörenden Bildern umsetzt. Doch darum geht es hier schlicht und ergreifend nicht. Proyecto Mirage haben erneut das gemacht, was sie am besten können: rhythmischen, derben Techno-Industrial, dem es an melodischen Elementen und Abwechlsung nicht fehlt. Nicht mehr und nicht weniger. Zum Schwitzen und Entladen von Bewegungsdrang reicht es allemal.