Wade Anderson ist eigentlich ein DJ, der schon lange in und um Toronto (Kanada) tätig ist. 2000 hat er das Projekt Prospero gegründet, das seitdem immer noch nur aus ihm allein besteht. Im Jahr 2001 gründete Anderson dann auch noch gleich sein eigenes Label sub.session.records, auf dem er auch seine erste CD-R "A Strom Is Coming" herausgebracht hat. Nebenbei ist Prospero auch auf etlichen Samplern vertreten, so auch auf der im letzten Jahr erschienenen Compilation "Fuck". Das nun bei Brume erschienende Doppelalbum ist im engeren Sinne auch sein Debütalbum. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, wen er alles für sein Debüt "Spreading The Infection" mit ins Boot geholt hat: Im Tracklisting tauchen so illustre Namen wie Converter, This Morn’ Omina, Flint Glass, S:Cage oder Empusae auf. "Spreading The Infection" hört man die DJ-Tätigkeit seines Schöpfers deutlich an. Nicht nur die Anordnung der Songs, sondern auch die Songs selbst klingen wie ein durchgängiges DJ-Set. Auf den beiden CDs stehen Songs, Remixe und auch Kollaborationen nebeneinander und ohne erkenn- bzw. hörbare Reihenfolge. Dieses Tracklisting zollt dem weiten Spielraum Prosperos Tribut, der von Industrial und Noise über EBM bis hin zu Ambient und Trance reicht. Wirklich festlegen will sich Anderson nicht und wenn man sich durch das Album hört, ist das auch gut so. Diese Bewegungsfreiheit verschafft Wade Anderson die gleichen Möglichkeiten wie bei seine DJ-Sets, nur dass er diesmal nicht ausschließlich selbst an den Reglern gesessen hat. Prospero fabriziert eigentlich auschließlich reine Instrumentalstücke. Auf seinem neuen Album brechen Justin Trip (Re_Agent) und Tyler Newman (Battery Cage) dieses Tabu. Das Album beginnt mit zwei atmosphärischen aber rhythmischen Tracks, wovon vor allem das melancholische "Burn" begeistert. Danach bereiten sich in typsicher Manier This Morn' Omina mit ihrem Industrial-Ritual-Sound den Weg. "Infection" geht dann schon wieder Richtung Trance/Ambient und könnte perfekt auf einem Space-Night-Soundtrack Platz finden. Dass es auch härter geht, zeigt der Vertigo-Remix von Insomnia. Mit massivem Beat fräst sich der Song durch den CD-Player. Wirklich außergewöhnlich ist der Live-Jam von "Co:man:d", bei dem sich Converter, Manufactura, Displacer, S:Cage und Prospero beim [tik]co:man:d[sic]-Konzert zusammen ausgetobt haben und der wie ein Gewitter klingt, das heftige statische Entladungen verursacht. Dem steht auch "Parasitic" in nichts nach, das durch den Remix von Vo1d wie eine Lokomotive vor sich hin stampft. Andersons Debüt bietet fast für jeden Geschmack etwas. Genau dieser Umstand dürfte es so manchem potentiellen Hörer schwer machen, sich zu entscheiden, falls er nur mit einigen der hier angeschnittenen Genres etwas anfangen kann. Für alle, die offen für neue Einflüsse sind oder sich eh gern über Genregrenzen hinweg orientieren, dürfte "Spreading The Infection" genau das richtige sein.