Und schon ist es wieder vorbei.

Die Woche startet und ich beginne sie leicht erschöpft und ganz beglückt, denn mein Wochenende verbrachte ich im Sauerland in einer Höhle. Mal wieder. Zum vierten Mal, um genau zu sein. Und es hat sich wieder einmal mehr als gelohnt, denn erneut präsentierte Prophecy Productions ein formidables Labelfest mit 17 Bands und 16 Stunden reiner Auftrittszeit. Und mit den zweitbesten Verkaufszahlen seit dem Debütfest und damit vielen sehr zufrieden wirkenden Gästen wurde das Label für die Mühen belohnt. Die Location habe ich in vergangenen Berichten bereits zu Genüge gepriesen - jeder, der die Balver Höhle noch nicht als Veranstaltungsort erleben durfte, sollte sich das Jahr 2021 vormerken, in dem das nächste Prophecy Fest in Deutschland stattfinden wird, denn ist die Höhle ansich nun nicht unbedingt ein beeindruckendes Naturwunderwerk, so ist sie als Setting für musikalische Ereignisse insbesondere mit mystischer Ausleuchtung und etwas Nebel unschlagbar. In diesem Jahr begann das Fest für campierfreudige etwas unerfreulich, da recht kurzfristig eine der Wiesen doch nicht genutzt werden konnte. Gelöst wurde das Problem provisorisch durch die Verlagerung auf die eigentliche Parkplatzwiese - eine akzeptable Notlösung. Die dadurch entstehende Parkplatznot führte zu etwas längerer Suche im Ort, glücklicherweise nicht zusätzlich erschwert durch eine zu kontrollierfreudige Ordnungsmacht. Unser eventuell nicht alle Regeln der StVO beachtender Parkplatz in einem Gewerbegebiet zumindest blieb unkontrolliert. Durch die Verzögerungen aufgrund der Parkplatzsuche und Einlassschlange verpassten wir zwar weite Teile des ersten Auftritts, von da an beobachtete ich aber einen reibungslosen und harmonischen Ablauf.

Wie immer fand die Bewirtung durch örtliche Anbieter statt (1x für Carnivore, 1x für Alternativsuchende und 2x für Durstige), alles genauso gelungen wie der Kontakt mit den Vetretern des Balver Höhlenvereins. Und wie immer mischte sich auf dem Vorplatz und in der Höhle Bandmitglieder, Mitarbeiter und Gäste unaufgeregt und man genoss zusammen die Musik und die Gespräche - in meinen Augen ist es diese fast familiäre Atmosphäre, die viel vom Zauber der zwei Tage ausmacht. Und nun zur Musik:

Was habe ich mir in den Hintern gebissen, dass ich ausgerechnet A forest of stars, auf die ich mich am meisten gefreut hatte, nur bei den abschließenden 2 Songs sehen konnte. Bis dahin hatte ich nach zugegebenermaßen später Anreise und Parkplatzsuche zwar die Songs von der Einlassschlange aus mitverfolgt, aber das ist ja nur halb so schön. Die Herren und Dame zauberten eine stimmige Reise durch ihre bisherigen und allesamt bockstarken Alben, der Sound war gut, die Violine war meist gut zu hören und das theatralische Keifen von Mister Curse ist auch live ein echtes Fest. Ich merke mir: sollte ich noch einmal die Chance haben, die Engländer zu erleben, kann ich mich auf einen guten Auftritt freuen... die sind nur leider selten.

Nach einem schnellen Umbau und Soundcheck (beides setzte sich auch bei allen folgenden Umbauphasen fort, so dass die Taktung "1Stunde Auftritt/30min Umbau" fast immer eingehalten blieb) kam Ulf Theodor Schwadorfs Nebenprojekt Sun of the sleepless dran und bot wie bereits 2017 eine Show, die Fans des Projektes erfreute, zumal man sich für eine etwas härtere, räudigere Gangart entschied. Und ist Sun of the sleepless auch nicht wirklich mein Favorit im Katalog des Labels, so konnte ich mir die Stunde gut reinziehen.

Die Vertonung der Toteninsel, ein Gemälde von Arnold Böcklin, hatte die beiden Black Metal Projekte Farsot und ColdWorld zusammengeführt und nun präsentierte man auch gemeinsam das Werk aus 2018 und eigenes Material. Farsot begann den Reigen, kurz mit ColdWorld Kollege Georg Börner an den Keyboards. Ihre Songs erschienen mir im Vergleich geeigneter für einen Liveauftritt als das Material von Cold World, der Auftritt war aber in meinen Ohren dennoch etwas ambivalent, da die Herren instrumental nur bedingt überzeugten, sich kleine Verspieler und Misstöne einschlichen und an den Drums über den ein oder anderen Takt gestolpert wurde. Die Screams von 10.XIXt hingegen waren hocheffektiv, hingebungsvoll und mitreißend. Zusammenfassend also eine solide Präsentation guten Materials. Als großer Freund der Alben des Einmannprojektes ColdWorld freute ich mich natürlich sehr auf einen Livekontakt, zumal es der erste des Projektes ansich war, da sich Georg Börner in den 14 Jahren des Bestehens nie auf die Bühne gewagt hatte. Ohne Umbaupause nur unterbrochen durch einen kleinen Vorhang-Akt stand er nun mit drei kapuzenverhüllten FarsotMusikern auf dem Bühne und legte los. Wirklich begeistert hat mich dieses Erlebnis jedoch nicht, denn nun kamen zu den spielerischen Schwächen auch eine weniger wirksame Bühnenpräsenz und Material hinzu, dass im heimischen Player zwar mitreißt, live aber irgendwie nicht zündete - zumindest bei mir nicht. Zudem war der Sound seltsamerweise weniger gut als bei Farsot, hörte ich doch nun von den Keyboards deutlich weniger.

Waren es 2017 GlerAkur und Solstafir, die isländischen Zauber in die Höhle brachten, so ist es heuer Katla, die Balve rocken. Und ihr großartiges Material vom Album Mó∂urástin konnten die Herren auch formidabel umsetzen, was sich auch an der sehr positiven Resonanz des Publikums bemessen ließ.

Trotz 25jährigen Bestehens begegneten mir die Leipziger Disillusion zum ersten Mal - kein Wunder, da ihr Mix aus Thrash, Death und Progressive Metal und episch-balladigem Rock eigentlich so gar nicht meines ist. Aber auch ich hatte vor allem in der zweiten Hälfte des deutlich ruhiger werdenden Sets meine Freude und die Masse des Publikums war merklich angetan vom Gebotenen. Instrumental und gesanglich super, der Einsatz der Trompete punktgenau und kaum besser zu machen und eine angenehm unaufgesetzte Attitüde, wie ich sie bei einigen "Ost"Bands erlebte und schätze. Klasse.

Voll waren bereits die Reihen bei Disillusion, ein wenig voller wurden sie für Alcest trotz bereits vorgerückter Stunde. Und Neige, Winterhalter und ihre beiden Livemusiker Indria und Zero legten einen der besten Auftritte hin, die ich mit der Band bisher erleben durfte: Spielfreudig, souverän, im guten Kontakt mit dem Publikum und mit (ich war ganz baff) verständlich abgemischten Gesang konnte die Reise durch die vergangenen 5 Alben voll und ganz mitreißen. Neige kündigte auch ein bald folgendes neues Werk an, bat um Entschuldigung, dass man noch nichts von diesem Album dabei hatte und hoffte auf ein Wiedersehen bei der folgenden Präsentationstour.

Geisterstunde am ersten Tag und ich bin schwer überrascht, wie viele Gäste dem Bette noch fern bleiben, um Strid zu genießen. Ja, die Mitbegründer der depressive/suicidal Subschiene des Black Metals haben bereits zu Beginn der zweiten Welle existiert und sind allein deswegen schon etwas Besonderes, jedoch beschränkt sich ihre Diskographie auf 3 Lieder von 2 Demos und dem Material des Vorgängerprojektes und all diese Songs haben mindestens 25 Jahre auf dem Buckel und in dieser Zeit geschah nicht viel. Aber sei es drum, denn es hatte sich schwer gelohnt, auf die Norweger zu warten, die mit kalter und emotionsloser Mimik eine drückende Riffwalze losließen. Für mich eine echte Überraschung im positivsten Sinne. Und damit war der Freitag auch "schon" vorbei und es ging ins Bett.

Der Samstag begann musikalisch ab 14.00 Uhr und Laster versammelten bereits überraschend viele Interessierte vor der Bühne und boten ihnen eine ausgesprochen coole und unterhaltsame Show. Trotz Masken hielt die Band einen guten Kontakt zum Publikum, tanzte zum Teil kindlich befreit über die Bühne und zeigte spielerisch eine beeindruckende Leistung bei all der Hektik und dem vermeintlichen Chaos, dass ihrem Material im ersten Moment innezuwohnen scheint. Starker Auftakt eines langen Tages!

Es folgte der aus Russland stammende und nun in Amerika beheimatete Markov Soroka mit seinem Projekt Tchornobok und es gibt einen Grund, warum die Alben all seiner drei Projekte bei mir seit Monaten immer mal wieder kreisen und mich ratlos lassen: Ich kann so gar nichts mit dem Gebotenen anfangen. In guten Momenten doomige Düsternis, jedoch meist einfach nur brutales und in meinen Ohren melodie- und zum Teil strukturloses Geballere mit unverständlichen Growls. Auch die Livepräsentation sprach mich nicht an - das anwesende Publikum schien aber angetan, also liegt es wohl an mir.

Fen können mit ihren Alben überzeugen. Schöner, atmosphärischer und naturverbundener Post Black Metal, das letzte Album "Winter" ein wahrer Glücksgriff. Ich freute mich also auf meinen ersten Kontakt mit ihnen auf der Bühne und weiß heute, dass ich ein solches Erlebnis nicht wirklich noch einmal brauche. Spielerisch solide, gesanglich solide, der Zauber der Alben konnte live nicht wirklich transportiert werden. Stattdessen eine in meinen Augen aufgesetzte Präsenz: Zu jedem Scream setzte man recht hektisch an (kann ich ja verstehen, weil mit Saiteninstrument und Herumwandern beschäftigt) um dann das Gesicht aber so angestrengt böse zu verzerren, dass es unecht und aufgesetzt wirkte. Wozu? Bands wie Vemod oder Strid zeigen, dass man mit steinerner Miene screamen oder growlen kann und dadurch authentischer wirkt und Neige kreischt sich verträumt lächelnd durch seine Zeilen, einfach weil es zu ihm und seiner Musik passt. Etwas weniger Anstrengung, mehr Authentizität, wem will man denn etwas beweisen? Da freu ich mich lieber auf ein kommendes Album, dass ich ganz ohne visuelle Eindrücke genießen kann.

Year of the cobra, ein Bass und ein Schlagzeug reichen, um die Balver Höhle in eine dröhnende Stoner/Doomhölle zu verwandeln. Das Paar aus Seattle bot schöne Kost zwischen Rock und Metal, Amy Tungs Gesang und ihre laszive Art passten in das Konzept und das Publikum nahm das Gebotene begeistert an. Außerdem tat ein wenig erdigere Kost nach drei härteren Bands wirklich gut.

Für die Norweger Vemod war der diesjährige Auftritt fast ein Heimspiel, waren sie doch mit ihrem Set bereits zum dritten Mal zu Gast auf dem Fest. Da ihre Songs aber pures Gold sind, wenn es um atmosphärischen Black Metal geht und sie auch live eine Institution sind, gestaltete sich das Wiederhören dennoch freudig. Einzig, dass ausgerechnet bei "Venter på stormene" E. Kalstad (höchstwahrscheinlich, weil er sich nicht oder zu wenig hörte) die Hintergrundgesänge voll daneben haute und damit den Zauber des Liedes zerbröselte, kann als wirklicher Kritikpunkt gewertet werden. Ansonsten würde ich mir Vemod aber auch ein viertes Mal bei gleichem Set anhören - sie sind einfach zu gut. Ein neues Album wäre aber auch nicht schlimm :)

Darkher ist live klasse. So einfach ist das. Zwar mussten durch die Schrumpfung auf zwei Akteure Teile der Musik getriggert werden, aber Jayn Hanna Wissenbergs astrale Präsenz, ihre wundervolle Stimme und das großartige Material sind einfach ein Genuss und man merkte dem Projekt die Entwicklung an: wirkte Wissenberg bei ihrem ersten Besuch in Balve 4 Jahre zuvor noch etwas unsicher, so zeigte sich nun eine klare Linie und dadurch mehr Raum, um diese traumgleiche Wirkung zu erzeugen. Beim Publikum kam auch dieser Auftritt gut an - schon jetzt ein mehr als gelungener Tag.

Und dann kam sicherlich der Höhepunkt für viele Besucher: Empyrium sind und bleiben eine Institution, eines der großen Zugpferde im Prophecy Stall und immer ein Garant für gute Auftritte. Unterstützt wurden Helm und Schwadorf unter anderem durch die Labelkollegen Fursy (Les Discrets) und Eviga (Dornenreich) und das Gebotene war wie die Gans zu Weihnachten: Ohne große Überraschung aber jedes Mal verdammt gut und lecker. Ich persönlich würde mich ja einmal ungemein über ein reines Weiland Set freuen, alle drei Akte, rein akustisch - denn dies bleibt meine perfekte Phase dieser Band.

Eine recht große Abwanderung fand nun statt, zweiter Tag, es war schon nach 22.00 Uhr und die folgenden beiden Auftritte waren eher für Freunde von zwei sehr unterschiedlichen und besonderen Geschmacksrichtungen. Bethlehem, die Dark/Extreme Metal Urgesteine im 28sten Jahr sind schon besonders. Zum einen, da ihre Diskographie und Besetzungsliste zahlreiche Brüche erfuhr, zum anderen aber auch, weil Mastermind Jürgen Bartsch weiterhin und mit den letzten zwei Alben mehr als gelungen klasse Metal mit unfassbar auffälligen, gekonnten und wohl eher kranken Texten erschafft. Ich hatte mich ähnlich wie Fen auf den Auftritt gefreut und muss leider sagen, dass mir auch Bethlehem auf Band besser gefallen. Das liegt vor allem daran, dass für mich gerade die Texte viel vom Reiz ausmachen und ich sie live nicht verstehen konnte. Sängerin Onielar hat zwar ein krasses Organ mit hohem Wiedererkennungswert und hohen Live-Qualitäten, jedoch verschwammen die Texte zu sehr , vermutlich durch Hall, Abmischung und noch energischerem Herauspressen. Es blieben also krasse Laute und eine wirklich tolle Arbeit an den Instrumenten. Der andere Schwachpunkt war für mich Onielars Bühnenauftitt: So wie es die Texte mit sich bringen will sie auf der Bühne dieses kranke, Kontakt suchende und gestörte Wesen darstellen. Und sie hat wirklich lange Haare. Wenn aber 1/3 der Zeit auf der Bühne damit verbracht werden, die Haare wieder so zu richten, dass sie gut fallen, dann passt das so gar nicht zu diesem krass-kranken Wesen. Es wirkt Banane. Sehr schade, hätte sie auf die Frisur gepfiffen und es einfach durchgezogen, es wäre so schön (krank) gewesen.

Und dann mein Highlight des Tages, vielleicht sogar des Festes. Was habe ich mich gefreut. Endlich ein Soundcheck ohne Drum Probe. Insgesamt fast kein Soundcheck. Warum auch: Mortiis war mit einem Era I Programm angekündigt und dafür brauchte es nicht einmal ein Mikro, sondern nur ein paar Synthesizer, ausreichend Nebel, einige Zeichnungen aus der Vergangenheit und eine Latexnase. Es ist sicherlich nur eine kleine Hörerschaft, die das Genre des Dungeon Synth ernsthaft und gerne mitverfolgen, aber den norwegischen Troll erleben zu dürfen, wie er Stücke aus den Jahren 1993 bis 1999 durch den Balver Dungeon schweben ließ - ich bin ganz verzückt. Kritik am Auftritt selbst fällt mir schwer - vielleicht hätten einem solchen starren Aufbau (Mortiis selbst ist wie zur Säule erstarrt beim Spiel und fixiert nur stetig das Bublikum mit den hinter den Latex hervorplinsenden Augen) fließende Übergänge oder dezente Animationen der zum Teil kindlichen und wunderbaren Zeichnungen gut getan. Aber nein, gestört haben mich zwei Punkte, auf die ich sowieso zu sprechen kommen muss: Sound und Licht. Halten wir also kurz fest, dass es mir eine Ehre war, die alten Synthstücke, die ich daheim immer wieder gerne höre, endlich live erleben zu dürfen. Und nun zu Sound und Licht während des Festes und bei Mortiis im Besonderen:

Da war oft der Wurm drin. Bei beiden. Licht und Sound passten bei vielen Auftritten - nie wirklich großartig, aber oft so, dass man die Elemente nicht als störend wahrnahm. Aber beim Sound ging es manchmal daneben: Dauerrauschen bei Farsot, Übersteuerung bei Fen und anfangs bei Bethlehem, die Violine bei A Forest of stars mal super zu hören und dann wieder stumm, Schwadorf sang mit Empyrium die ersten Zeilen ohne Mikro. Insgesamt schien man an den Reglern oft "hinterherzuarbeiten": Oh, jetzt hätt ich aufdrehen müssen. Und es gipfelte schließlich bei Mortiis darin, dass die Synthesizer in der erste Minute quasi in niedriger Zimmerlautstärke vor sich hinfisselten. Dann bemerkte man, dass man ja ein Konzert mit Publikum ausschallt und drehte ohne Rücksicht auf den passenden Moment mittendrin und ohne Übergang ruckartig zweimal hintereinander hoch, bis die Höhle durch die monoton tiefen Töne zu vibrieren begannen und ich mir hektisch den Hörschutz wieder hereindrückte - ab dann war es einfach zu laut. Die goldene Mitte wäre perfekt gewesen. Einen ähnlichen Eindruck hinterließ bei mir die Arbeit am Licht: Meist fiel es nicht positiv oder negativ auf, dann aber: Falsch wirkende Einsätze, Darkher stand zum Teil im Dunkel, Schwadorf musste einen Moment singen, bis er einen Spot erhielt - alles nicht schlimm, aber es fiel auf. Und dann bei Mortiis, also mehr als ruhige, mystische Epik aus der Konserve, die die Höhle in einen Ort für Märchen und Magie verwandeln soll und mit viel Nebel und wenig Aktion in Bewegung und Musik ein perfektes Fundament für stimmungsvolle, diffuse und mit Farben arbeitende Ambienteausleuchtung bot: Diskostrahler, ineinander kreuzend und eher zu Pop passen. Oft viel zu hell (ist bei Nebel kacke, weil dann alles weiß leuchtet und man weder Mortiis noch die Projektion sah) und insgesamt auffällig unkreativ. Ich bemängele beides nicht so deutlich, weil es mir das Fest verhagelt hat - so schlimm waren Sound und Licht nicht. Aber im Vergleich zu den bisherigen Jahren fielen mit Störelemente häufiger auf und bei Mortiis war es dann sehr deutlich. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Set, dem in meinen Ohren 1 oder 2 Bands aus anderen Bereichen gut getan hätten. Ja, Year of the cobra und Darkher doomten dröhnend ruhig und Mortiis bot reinen Keyboardzauber, aber bis auf Mortiis, der ganz am Ende keine Abwechslung sondern einen Ausklang bot, war doch alles drückende E-gitarren/E-Bass Mucke. Eine kurze Folk Pause oder Experimente à la Bohren & der Club of gore in der Mitte eines Tagessets hätte ich begrüßt. Ich persönlich mochte die große Auswahl unterschiedlicher Stile beim Prophecy Fest bisher sehr, hätte auch gerne Exoten im Katalog erlebt (gerne sogar Thief oder die Bulgarian Voices). Andererseits könnte genau diese Entscheidung für viele auch ein Pluspunkt oder Kaufgrund sein, da doch in diesem Jahr atmosphärische aber extreme Kost im Fokus stand die jede Menge Hartkostliebhaber angelockt hatte.

Puh, der letzte Absatz klingt ein wenig negativ - liegt aber nicht an mangelnder Qualität der zwei Tage sondern daran, dass mir das Fest einfach sehr wichtig geworden ist. Denn eines sollte klar bleiben: Es war eine wunderbare Veranstaltung, Gimmicks wie das edle Begleitbuch mit zwei CDs und eine kleine Kunstausstellung ergänzten diesen Eindruck ein weiteres Mal und ich freue mich jetzt bereits, wenn Prophecy Productions 2021 ihr 25 jähriges Bestehen in Balve feiern (im kommenden Jahr wird man wie 2018 in den USA sein). Ich rate dringend dazu, in zwei Jahren mit dazuzustoßen!