Wer die Namen Empusae und This Morn' Omina hört, der denkt rhythmischen Ritual-Industrial. Wenn sich dann auch noch beide Projekte zusammen tun, dann können aus dieser Kollaboration doch eigentlich nur Clubhitsentstehen, oder? Um diesen und ähnlichen Überlegungen gleich den Garaus machen, Project Arctic hat rein gar nichts mit der ursprünglichen Musik der beiden Protagonisten gemein. Mika Goedrijk, Thom Leeuward und Sal-Ocin haben sich über die Liveperfomances von This Morn' Omina gefunden und entschlossen, zusammen im Studio ein wenig herumzuexperimentieren. Herausgekommen ist eine Art Soundtrack zu einer Reise in frostige Gefilde, zu Landschaften aus Eis und Schnee. "Third Pole" ist eine Expedition ins Unbekannte und Mythische. Das Project Arctic hält sich aber bewusst bedeckt, was genau das Ziel dieser Reise ist. So in etwa beschreibt es auch der Satz "Only within the realm of the extreme does one find the third pole" im Booklet der CD. Das Album enthält sechs Songs, auch wenn nur fünf auf dem Cover aufgeführt sind. Vom sechsten Song, "Rim Of The World", gibt es auf der Homepage von Spectre, neben "The 88th Parallel", einen Songschnipsel zum Probehören. Mit zwischen sieben und zehn Minuten Spieldauer pro Track genügen diese recht kurzen Ausschnitte (ca. 1 Min.) jedoch nicht, um sich ein Bild von "Third Pole" zu machen. Was man vor allem braucht ist Zeit und ein wenig Geduld. Beim ersten Anspielen mögen die Töne, die einem da zu Ohren kommen, noch recht ermüdend klingen. Anscheinend sich immer wieder wiederholende Sequenzen und Töne versprechen nicht viel Abwechslung. Dann lassen diese Töne aber auf einmal Bilder und Empfindungen entstehen. Man fühlt sich auf einmal von Wänden aus Eis umgeben und alles scheint zerbrechlich. Je tiefer man sich einlullen lässt, um so mehr hört man sprichwörtlich das Eis knacken. Genauso könnte es klingen, wenn man durch einen Eisberg hindurch läuft, der innen viele Höhlen, Grotten und Kammern besitzt. Mit minimalistischen Mitteln und in der ersten Hälfte auch fast ausschließlich ohne Melodie und Rhythmus zeichnet "Third Pole" ein wahrlich eisiges Bild. Erst gegen Ende von "The 88th Parallel" kommt so etwas wie ein Beat ins Spiel, aber auch nur in diesem Song. Letztendlich findet sich beim Song "Third Pole" auch so etwas wie eine Melodie, auch wenn diese äußerst puristisch und sehr dunkel ist. "Rim Of The World" schließlich scheint der Reise Ziel zu sein. Die Musik nimmt, wenn auch sehr verhalten, triumphale und heitere Züge an. Sicherlich ist "Third Pole" mehr ein Album für Liebhaber des Genres. Aber wer gern etwas über den Tellerrand schaut oder Freund minimalistischer Klangexperimente ist, dürfte von diesem Album sicherlich begeistert sein.