Eine Fülle feiner und feinster Scheiben machen derzeit den Markt und meinen Geldbeutel unsicher und ich bin mir nicht ganz sicher, welcher Band ich denn nun meine Zeit eher spenden soll. Zuviel Schönes für zu wenig Zeit… aber wenn man mir jetzt so direkt die Pistole auf die Brust drücken würde, dann würde ich mich für die neue Lakaien und hier präsentierte Principe Valiente entscheiden – ein wahres Juwel des melancholischen Post Punks.

Der Stockholmer Vierer brachte 2011 das selbstbetitelte Debut heraus und nach dem Erleben des vorliegenden Zweitwerks kneif ich mir in den Hintern, dass das Debut an mir vorbei ging. Nun ist es aber Zeit für ‚Choirs of blessed youth‘ und viel *seufz* und *hach*. Und das im positivsten Sinne, denn Principe Valiente verstecken hinter aktuellen Post Punk oder Shoegaze Klanglandschaften jede Menge 80er Goth Rock und Dark Wave à la Bauhaus, Sisters oder Cure. Auch ein wenig Editors schwingt mit, vor allem aber eine unglaubliche Energie, für die die Band ganz allein verantwortlich ist. Denn nicht das Verwenden erfolgreicher Konzepte machen ein Hitalbum aus, das ‚wie‘ ist entscheidend.

In allen Stücken ist das Gefühl sehnsüchtig wehmütiger Melancholie so greifbar und wunderschön: das Zusammenspiel aus zerbrechlichen Gitarren, einem treibenden Bass (der so 80er ist), rahmengebende aber nicht aufdringliche Keyboarduntermalung und Fernando Honoratos wirklich schönem und passendem Gesang. Dazu kommen Kompositionen, die die eigentliche Qualität ausmachen, denn sie sind abwechslungsreich, auf Albumlänge spannend und immer wieder von neuem mitreißend. Ruhige Stücke wie der Opener, das kraftvolle und unbedingt hörenswerte „She never returned“, "Fiction" mit seinen starken Keyboards und hingebungsvollen Rufen zum Ende hin oder das durch die Länge und Ruhe nicht zu leicht zugängliche „The Dream“ geben sich die Klinke mit etwas treibenderen Stücken: „Wasted time“ mit seiner hauchdünnen 80er Gitarrenlinie, „Temporary men“ und seine schöne Wendung im Refrain oder mein Favortit „Take me with you“, das zwar deutlich auf die Emotionskarte setzt, das aber dermaßen gelingend, dass der Puls beim Refraineinsatz trotz aller Vorhersehbarkeit immer wieder einen Satz nach vorne macht. Einzig der Titeltrack fällt zur Albummitte etwas aus dem Rahmen, ist er doch ein reines und sehr atmosphärisches Keyboardstück ohne viel Schnickes. Nicht unbedingt mein Fall, aber neben der zugegebenermaßen geringen Innovation das einzige, dass mich von der Höchstnote fernhält.

Ein Album prallgefüllt mit Retroklängen. Hier ist nichts revolutionär. Aber Principe Valiente klingen dabei taufrisch und sie spielen einen Sound, der ganz genau zu ihnen zu passen scheint. Das hört man in jedem Ton, in jedem noch so fein eingestreuten Element. Ich rate dringendst zum Reinhorchen oder gleich zum Blindkauf und merke mir vor, die Band auch mal live zu sichten. Wow.