Als vor rund drei Jahren das große, mächtige Wort „Future Pop“ bereits etwas „flügellahm“ in der Electro-Szene umherschwirrte, veröffentlichten die Norweger Pride And Fall ihr Debüt-Album „Nephesh“. Ein Werk, das vielfach kontrovers diskutiert wurde. Hoffte die Musikindustrie einerseits damit, das damals im Eiltempo zu großem Ruhm gekommenen Genre mit frischen, neuen Ideen vor einem schmerzhaften Absturz zu bewahren, hinterließ „Nephesh“ andererseits bei vielen Hörern ein zwiespältiges Gefühl. Sollte dieser so unverkennbar nach VNV Nation klingende Tonträger wirklich die Rettung einer zuvor mit voller Wucht in die Electro-Szene geprallten und für einige Zeit extrem erfolgreichen Stilrichtung sein? Der tatsächliche Erfolg dieses Unternehmens ist zweifelhaft. Vielleicht ist es daher gar nicht so erstaunlich, dass das Trio nach dem Release erst einmal in der Versenkung verschwand. Die Band tourte zwar kräftig, ein neuer Tonträger war außer der unspektakulären „Paragon“-Maxi jedoch nicht in Sicht. Anfang des Jahres 2006 ertönten dann aufs neue die Fanfaren: Sigve Monsen, Per Waagen und Svein Joar A. Johnsen haben nach intensiver Arbeit ihr zweites Album „Elements of silence“ fertig gestellt – was nach so langer Zeit fast einem Neubeginn gleichkommt, der alles andere als einfach sei wird. Befürchtungen, dass sich Pride And Fall bereits nach dem ersten Album neu erfunden und einen völlig anderen Sound kreiert haben, kann man getrost bei Seite schieben. Die klar erkennbaren Stärken, die sie auf „Nephesh“ mit Songs wie „Paragon“, „Omniscient“ oder „December“ bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten, werden auf „Elements of silence“ eindrucksvoll fortgeführt. Die Band hat die kreative Pause genutzt und ein schönes, facettenreiches Album mit einigen Highlights abgeliefert. Schade nur, dass Monsen seine Stimme nach wie vor meist sehr reduziert und wenig effektvoll einsetzt. Auch die z.T. etwas ideenlos ausfadenden Songs schärfen das Song-Profil nicht sonderlich. Spätestens nach dem ersten Durchhören wird deutlich, dass der Entwicklungsschritt von „Nephesh“ zu „Elements of silence“ kein besonders großer war, die breiten Möglichkeiten elektronischer Spielarten jedoch genauer unter die Lupe genommen und umgesetzt wurden. Mit viel Pathos, Atmosphäre und herausragenden Melodien haben Pride And Fall zwölf ausgesprochen eingängige und refrain-lastige Songs komponiert, die von harten, kantigen und weichen, sphärischen Elementen gleichermaßen leben. Neben astrein produzierten Dancefloor-Nummern wie „Border“, „Elements of silence“, „Ego“ oder „The violence in me“ überraschen Songs wie das melancholisch-depressive, gitarrenlastige “Pathogen“, ein verträumt-elegisches Synth-Stück wie „The guiding light“ oder das zauberhaft sakral angehauchte Outro „Essence of angels“, während das aggressiv pumpende „Ego“ einen unvermittelt in die harte Realität zurückreißt. Neben fesselnden Melodien bestechen Pride And Fall wie schon auf „Nephesh“ erneut mit wortgewaltigen, poetischen und wohlformulierten, intelligenten Texten, deren Studium wirklich empfehlenswert ist. „Elements of silence“ wird nicht lange brauchen, um sich in die Clubs und heimischen Stereoanlagen zu spielen. Allerdings sollten Monsen, Johnsen und Waagen nun umgehend kräftig daran arbeiten, präsent zu bleiben und das Profil und Charisma ihrer Band zu schärfen und weiter auszubauen. Eine zweite, längere Auszeit zur neuerlichen Orientierung und Ideenfindung dürfte den Norwegern wahrscheinlich kein weiteres Mal gut bekommen.