Bisher kannte ich Preemptive Strike 0.1 nur von Samplerbeiträgen, die in mir nicht wirklich den Drang nach einen "mehr" weckten. Wie gut, dass es den Medienkonverter gibt und 'Epos V' bei mir gelandet ist. Denn meine Meinung hat sich zwar nicht um 180°, wohl aber immerhin um 120° gewendet und das Duo von der schönen aber derzeit arg von kapitalistischen Nöten geplagten Insel Kreta hat sich in meinem Schädel recht locker vor Heimataerde geschoben, wenn es um Hellectro meets traditionelle Klänge geht.

Durch Recherche weiß ich nun, dass dies spätestens auf dem Vorgänger 'T.A.L.O.S.' wichtiges Elemtent war und die Band auf dazwischenliegenden Kleinveröffentlichungen eher dem Metal zugewandt war, allein der fundierte Vergleich fehlt mir und so bearbeite ich 'Epos V' mit jungfräuchlicher Unbelastetheit. "Coat of arms" knallt ordentlich. Ich bin sofort dabei, auch wenn sich hier noch nicht das Traditionelle aufdrängt. Eigentlich ist alles an diesem Sabaton-Cover Standart-Hellectro mit monotonen Bässen, eingängiger aber einfacher Melodie und Geisterfauchen. Ein wenig wie ältere God Module ohne aufgeblasen zu wirken ist das Wappen ein treibender und wuchtiger Opener. Toll! "Act 1..." zeigt gleichzeitig alle Stärken und Schwächen des Albums: Solide, wenn auch etwas platte Elektronik und nicht gerade hohe Literatur in den Lyriks treffen auf mitreißenden Aufbau und traditionelle Blasinstrumente (und einem Sound, den ich noch eher im arabischen Raum verortet hätte). Wem dieser Song gefällt, der kann hier aufhören zu lesen und die Scheibe ordern.

"Act 2..." ist ein wenig zu sehr BallermannHellectro und man könnte mit einer Hand erhoben gut dazu hüpfen, "Act 3..." macht es viel besser und überrascht mit einem für diese Spielart ungewöhnlichen Tempowechsel... Das ist ja fast schon progessiv. Schließlich will ich noch "Act 5..." wohlwollend erwähnen, der noch einmal geschickt mit dem Zusammenspiel der beiden doch so weit entfernten Elemente spielt. Angenehm harmonisch fügen Preemptive Stike 0.1 die folklorischtischen Melodien und (verzerrten) Elemente in die Elektronik ein ohne platt oder aufgesetzt zu wirken. Und so verzeihe ich gerne, dass die Elektronik selbst oft genau dieser Plattheit in sich trägt.

Vier überaus gelungene Kracher, jede Menge solider Kost, zwei in meinen Ohren nicht notwendige Remixe und damit definitiv genügend Futter für Tanzflächen und heimische Basshöllen. 'Epos V' mag kein Jahrhundertwerk sein, das Duo überzeugt aber mit einem Händchen für die gute Einflechtung ihrer Besonderheiten (eben traditionelle Melodien und Klänge) in den StandartBassSumpf. Und damit kann ich den Leser nur mit einer klaren Reinhörempfehlung und einer dezenten Kaufempfehlung zurücklassen.