Mit Portion Control bringe ich direkt zwei Attribute in Verbindung. „Einflussreich“ und „unterbewertet“. Man muss nur Interviews großer Electrobands nach deren Einflüssen durchsuchen und der Name Portion Control wird zum Beispiel von Depeche Mode oder Front 242 aufgeführt. Auf der anderen Seite aber, haben es selbst die Klassiker der Briten nur selten in die Clubs geschafft. Dieser Umstand könnte dazu führen, dass viele zwar den Namen, nicht aber die Musik von Portion Control kennen. Gut, dass Dean Paviani und John Whybrew sich 2004 entschlossen haben, wieder Musik unter dem alten Banner zu veröffentlichen. Und so ist „Violently Alive“ schon das vierte reguläre Album seit der Reunion, wenn ich richtig gezählt habe. Und steigt wie gewohnt mit „Icon“ ohne Umschweife direkt ein. Es folgt das überraschend eingängige „Relapse“. Richtig groß wird es dann mit „Amnesia“. Ein schönes Beispiel dafür, dass Portion Control den Spagat schaffen, wie früher und trotzdem aktuell und frisch zu klingen (Da gab es doch zuletzt noch ein Album einer britischen Band, der dies gelungen ist). Und ein Beispiel dafür, dass es zuletzt schwierig war, bei Portion Control den Überblick zu behalten. Denn dieser Song war in einer etwas anderen Version auf der Bonus-CD des Vorgängers „Crop“ zu finden, auf dem wiederum einer der größten – Hits „Chew You To Bits“ neu aufgelegt zu finden war. Ansonsten ist alles frisch und zum Glück wird das Niveau von „Amnesia“ mehrfach erreicht. Es begeistern mich unter anderem „Waste“, „Rise“, „Addiction Rising“ oder das schleppende „Guided By My Fear“. Und ich könnte weitere Tracks aufzählen. Fast alle Stücke sind spannend, bieten Überraschungen und was die Sounds angeht, mußte PorCon sich noch nie verstecken. Auffällig ist, dass fast alle Tracks echte Songs sind und die experimentellen Stücke wie „You Hold Me Down“ im Gegensatz zu den letzten Alben rar sind. Portion Control klingen wie immer und das gefällt mir auch 2010 sehr gut. Wahrscheinlich wird es Fans geben, die die Experimentierfreude etwas vermissen. Aber Paviani und Whybrew haben schon angekündigt, dieser beim nächsten Album wieder zu frönen, bzw. eine neue Veröffentlichung der „Onion Jack“ – Reihe angekündigt. Einzig das einmal mehr sehr karge Artwork ohne Texte etc. ist zu bemängeln. Und neben „Violently Alive“ möchte ich alle EBM-Freunden bitten, die Augen offen zu halten was die Tourdaten angeht, den Pluswelt wird die Briten hoffentlich auf Tour schicken. Letztes Jahr konnte ich Portion Control im Paket mit Click Click erstmals live sehen und war sehr angetan.