Seit 1980 stehen Portion Control für eine Mischung aus rauem Industrial, EBM und insgesamt technoider Elektronik, die mit ihrer „Seed EP2“ das Mittelstück ihrer Reihe kreiert haben und wir möchten das inzwischen ältere Schaffenswerk, das in meinem Ordner schlummerte, nicht ungehört lassen. „Seed EP2“ klingt wie eine Abrechnung, deuten die Titel, übersetzt mit Offenbarung, Schadenfreude, Suche, Reich und Verschlingen doch bereits darauf hin, was da auf einen zurollt und es rollt wahrlich. Mit ordentlich waberndem Strom steigt „Revealation“ ein. Chillige Drums und teils metallische Schläge sitzen, ehe die Stimme sich anklagend auf mitunter schrägen Sequenzen meldet. Wie wäre es, voll und ganz dazu zu stehen? Zu scheißen auf das, was irgendwer denkt oder aus dir machen will? Es ist dir egal! „Stay away!“ Sind es ihre Ansichten oder deine? Die Welt ist voll von Illusionen, aber gratis gibt es nichts. Der Sound groovt düster. „Oh let me breathe!“ Fast orientalisch schräg geht es auf unruhigem Grund mit beherrschenden Beats weiter. Ist es der Sarkasmus, der in der Stimme liegt, der trifft oder gar das Biestige, das zu all dem da draußen seine Meinung hat? Bohrend düster folgt „Gloat“ auf ebenso bestimmenden Beats. Es bleibt „clubbig“ dunkel. Und gar bösartig? „…holding a flame, lightening a fire… yeah!...“ Schräg und wabernd verschmilzt die aufgebrachte Masse ineinander. „Don´t walk away!... Start a game!...“ Das Bewusstsein wächst mit dem schrägem Clubsound, der gar wirr mit Stimmecho stetig in dich dringt. „… nothing is left, noone is here…“ In „Seek“ hüllt dich die pulsierende Frequenz ein. Ebenso bestimmend wie zuvor bleiben die Drums. „It´s not enough to walk away, no matter what the people say…“ Es wird technoid chillig. Die stetigen Wiederholungen wirken. „… it´s not enough to play the game, it´s not enough to stay the same… remembering those happy days…“ Gefahrvoll rotierend schließt „Realm“ an. Fühlst du eine Schuld in dir? Siehst du sie dort draußen? Streckst du deine Hände gen Gnade zum Himmel? Clubbeats brechen die schräge Elektronik auf, während du auf „deinen Engel“ wartest. Und alle Sinne sind noch da. Aber zu spät. Es bricht über dich herein. „… now my time is come…“ Die Stimme verzerrt, die Elektronik ausartend… Und es bleibt die Erkenntnis: „… nothing is for nothing, nothing is for real…“ Beatig und biestig hörst du den Ruf: „Angel!“ Und letztendlich hat es dich erfasst. Es folgt der Schlusstrack „Devour“ – blecherne wirre Schlagsequenzen, brummende Beats und diese verdammt dramatische hohe Endlosfrequenz, die dich durchzieht. Wirrer chilliger Sound und die Unruhe im Untergrund wächst an. Die Robostimme ist da, du längst vereinnahmt. Und die Beats schlagen einfach weiter. Die EP hat definitiv Clubcharakter und ordentlich „Biestiges“. Mir persönlich fehlt der persönliche Wow-Moment, aber wer etwas zum feinen Chillen sucht, wird hier fündig. Und vielleicht hilfts ja auch bei der ein oder anderen Erkenntnis, bevor es zu spät ist. „Nothing is for nothing, nothing is for real.“ 04.12.2020 Self-Release [https://www.portioncontrol.bandcamp.com] 01. Revealation 02. Gloat 03. Seek 04. Realm 05. Devour