Mal wieder richtig pure Elektronik. Portion Control sind wahrlich alte Hasen, die während längerer Perioden ziemlich die „Läufe“ still hielten, in den letzten fünf Jahren das „Hoppeln“ aber wieder vermehrt aufgenommen haben. Das Ergebnis der offensichtlich wieder gefundenen Kreativität wurde nun mit dem CD-Doppel „Crop“ vorgelegt. Der erste Silberscheibe zeugt von der Schaffensphase des britischen Duos seit 2004. Die Tracks der zweiten Compact Disc, die man wohl einigermaßen adäquat als E.P. bezeichnen sollte, wurden erst kürzlich gezeugt bzw. überarbeitet. Gegründet haben sich die Londoner Elektroniker jedenfalls bereits im Jahre 1980. Das war etwa zu dem Zeitpunkt, als Depeche Mode noch Composition of Sound hießen, Human League gerade dabei waren sich a) in Human League und b) in Heaven 17 aufzulösen sowie die Deutsch-Robot-Elektronikanten von Kraftwerk schon sehr lange weltweite Erfolge aufweisen konnten und ihr „Model“ schon kurz zuvor durch internationale Charts geflogen ist. Dean Piavani, der singt und die Oszillatoren in Gang setzt und sein Band-Kumpel John Whybrew, der ebenfalls sämtliche Drähte musikalisch glühen lässt, ohne dabei aber selbst zu singen, könnte man also durchaus als Pioniere bezeichnen. Bei allem Purismus und den identifizierbaren EBM/Industrial-Roots, kann ihnen jedoch eine gewisse Offenheit für moderne, „anderswurzelige“, aber dennoch synthetisch erzeugte Sounds nicht abgesprochen werden. Fast sämtliche Titel haben zwar im Midtempobereich, der durch harte Synthie-Bässe, die meist im EBM-Style sequenziert wurden, ihre Heimat gefunden. Sie werden aber hier und da mit genrefremden Sounds überlagert. So trifft man schon mal auf leicht trippige Perkussion sowie an manchen (wenn auch sehr raren) Stellen auf sonst eher im Deephouse angesiedelte Flächensounds. Auch Experimentellem – ausgelebt während teils sehr langer Tracks - sind Portion Control nicht abgeneigt. Sie gehen an diesen Orten auf dem Album mit ihren Industrial-Wurzeln zwar nicht hausieren, versuchen sie aber schon deutlich vernehmbar mit einzubringen. Auf nährstoffreiches Futter für die Tanzflächen kann man ebenfalls treffen; wenn auch in überschaubaren Maßen. Was die beiden Londoner musikalisch also anzetteln, ist – man merkt es (hoffentlich) schon beim Lesen - eindeutig abseits des Indie-Electro-Einerleis angesiedelt. Dies wird auch ein ums andere Mal deutlich, wenn man sich, u.a. auch stimmlich, leicht an langsamere und sehr alte Stücke von Nitzer Ebb erinnert fühlt, um im nächsten Moment bzw. im nächsten Track mit EBM-architektonisch völlig untypischen Soundcollagen konfrontiert zu werden. Doch bei alledem bleibt klar: PC wenden sich eindeutig an ein Publikum, das von Musik, die mittels vollelektronischer Klangerzeuger konstruiert wurde, nicht erst seit gestern fasziniert ist. Passionierte Hitpfadfinder befinden sich bei diesem Longplayer in einer ziemlichen Sackgasse. Aufgeschlossene Tanzflächengeher sowie „fleißige“ Electro-Hörer, die etwas Extraordinäres, an manchen Stellen gar Psychedelisches und dennoch Powervolles suchen, werden jedoch – eine entsprechende Hörgeduld und Offenheit auch für beatlose Instrumentarien vorausgesetzt - reichlich belohnt. Ununterdrückbare Musik-Triebe, was die Kategorisierung von Mucke im Allgemeinen angeht, könnte ich, wie schon angedeutet, mit dem Stempel „Psychedelic Body-Electro“ eventuell befriedigen. Ansonsten bleibt nur die Aufforderung, den einen oder anderen Track auf dem einen oder anderen Online-Portal zunächst erstmal (gratis) anzuchecken.