Industrielle Hypnose - der Titel ist in jeder Hinsicht Programm: Ronny J. alias Polarlicht 4.1 hat sich auf seiner ersten Full Length - CD rauhen, industriellen Klängen verschrieben, die es in ihrer ganz eigenen Art schaffen, den interessierten Hörer in ihren Bann zu ziehen. Industrielle Hypnose - die Assoziation zum deutschen Elektronik-Urgestein Tangerine Dream, welches Anfang der 1970er mit sperriger Analog-Elektronik in sich über endlose Spieldauer kaum merklich, fast "organisch" entwickelnden und wachsenden "Songs" in jeder Hinsicht beeindruckend fesselnde, hypnotische Musik zu erzeugen verstand, liegt nahe. Polarlicht 4.1 erreicht einen ähnlichen Effekt auf anderem Weg: Noisige Rhythmen tragen einen jeden der 12 Songs des Albums, bahnen sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit den Weg in Ohren, Hirn, Bewußtsein, lassen mit der Musik eins werden, bis man die Rhythmen nicht mehr wirklich wahrnimmt, bis sich einem die vielen Details erschließen, die "industrielle hypnose" zu bieten hat: Effekte aller Art verleihen den Songs Vielschichtigkeit und Tiefe, dezente Keyboard-Flächen und sparsam, aber effektiv eingesetzte Melodiepassagen erzeugen eine kühle, bisweilen sonderbare Atmosphäre, und an einigen wenigen Stellen ("signalkrieg") tun Sprach-Samples ihr Übriges, um die Wirkung der Songs zu verstärken. Insgesamt finden sich eine ganze Reihe sehr interessanter Ideen auf dieser Platte, die dafür sorgen, daß die reichlichen 68 Minuten Spielzeit trotzdem sehr schnell vergehen, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Insgesamt ein durchaus ordentliches Debüt, welches durch die stilvolle Cover-Gestaltung abgerundet wird und, alles in allem, in einer gutsortierten Sammlung härterer elektronischer Klänge definitiv nicht deplaziert ist. Macht neugierig auf mehr. Anspiel-Tips: "signalkrieg", "überflieger 727", "sonarwirkung"