Neuer Drummer, neues Label, neues Album. Placebo veröffentlichen Anfang Juni ‚Battle for the Sun’ mit dreizehn neuen Songs, die laut Molko positiver klingen sollen als das, was Placebo in den letzten Jahren abgeliefert haben. Veröffentlicht wird das Werk als Download, normale CD, CD+DVD und Limited Deluxe Edition mit allem Schnick und Schnack zum stolzen Preis von achtzig Euro. Keiner hat erwartet, dass Placebo sich um 180° drehen würden, und damit lag die Masse natürlich richtig. Altbewährter Alternative-Guitar-Rock-Pop ist auch die Grundlage von ‚Battle for the Sun’. Dabei schaffen es Molko und Konsorten noch immer überraschende Wendungen und interessante Songstrukturen zu komponieren und wagen sich auch mal Cheerleader-artige Backgroundchöre, Streicher- und Brass-Arrangements einfließen zu lassen. Und auch diesmal ist der charakteristische Gesang der vieles wieder erkennbar macht und ein großes Stück zum Erfolg der Platte beiträgt. Der Titeltrack, bereits vorab zum kostenlosen Download angeboten, belegt dies hervorragend. Schleppend düster mit repetetiven Lyrics, deren Geschwindigkeit sich auf einmal verdoppelt mündet der Track in einen String-verschnörkelten Refrain, mit dem uns seinerzeit auch Billy Corgan zu besten ‚Siamese Dreams’-Zeiten hätte begeistern können. Ähnlich gut aber wieder ganz anders mit Ash-Gitarren-Dynamik und verspieltem Mittelteil dann die Single ‚For what it’s worth’. Anfängliche Irritationen bzgl. des technoiden Intros von ‚Julien’ legen sich schnell, denn Placebo finden in die heimatlichen Gefilde ohne vordergründige Elektronik zurück, zeigen aber damit ein weiteres Stückchen Vielseitigkeit. Wenig echte Balladen sind zu finden auf ‚Battle for the Sun’ dafür umso mehr Stücke die einen immensen Spannungsbogen mit langsamen Anfang und monumentalem Ende aufweisen. Sowas kommt an! Wechseln wir zum persönlichen Liebling des neuen Albums: ‚Ashtray Heart’. ‚Cenicero, mi cenicero Mi corazón, mi cenicero’, lautet die Übersetzung ins Spanische und dient zugleich für den Refrain des Background-Chors, der seit ‚Be aggressive’ von Faith no More die beste leicht unmusikalische Spasseinlage ist, die garantiert nicht nervt und dem Lied einen echten Mehrwert verpasst. Prädikat: besonders wertvoll, inklusive Suchtgefahr. Die reinen ‚Gib-Ihm-Songs’ wie ‚Breathe Underwater’ oder ‚Devil in the Details’ sind diesmal nicht ganz so stark ausgefallen und unterbrechen den Run der restlichen Songs ein wenig. Auf die Frage ‚Hast Du am Wochenende bei Pinkpop Placebo geschaut?’ hab ich heute die Antwort bekommen ‚Ja, aber die waren mir ein bisschen zu emo’. Eine Aussage die in Nuancen zutreffen mag, die Placebo Fans aber sowieso nicht berührt sondern vielleicht sogar eher bestätigen mag reinzuhören und sich das Werk genauer zu Gemüte zu führen. Der Limited Edition ist eine DVD beigefügt, die leider lediglich eine Dokumentation enthält. Fast ein wenig schwach. Ein paar Live-Tracks der Angkor Wat Performance oder ein ähnliches Schmankerl hätte man schon spendieren können. Dafür ist das Artwork nach der letzten von den Bildern eher enttäuschenden Special Edition wieder einwandfrei und kaufenswert. Und seien wir ehrlich, vom Preis her gibt sich das meist eh nicht wirklich viel… Im Gegensatz zum Depeche Mode Box Set würde ich für das Boxset eher keine Kaufempfehlung aussprechen, denn bis auf das Format mit den Hardcover Books gibt’s hier neben einer 9-Track Live-DVD aus Kambodscha und einen Rohling zum brennen exklusiver Live-Download-Tracks lediglich noch die Vinyl-Version und einen Download des Albums mit zwei Bonustracks dazu. Und das nochmals fünfzehn Euro teurer als die Herren Gahan/Gore/Fletcher ihr Set angeboten haben.