Lange haben sich die Herren Bernstein und Schanz aka Pitchblack Inc. Zeit für ihren Longplayer gelassen, denn seit dem ersten Lebenszeichen, einer selbstbetitelten EP, sind geschlagene fünf Jahre ins Land gegangen. Anno 2008 erschien zwar das Remix-Album „Folge mir“, aber erst jetzt, 2010, dreht es sich im CD-Player, das offizielle Langspiel-Debut „Alles ist gesagt“. Was lange währt wird endlich gut – oder etwa nicht? Tja, die Beantwortung dieser Frage erweist sich zunächst als schwierig. Viele, viele Eindrücke prasseln anfänglich auf die geneigte Rezensentin ein. Läßt sich das eröffnende „Folge Mir, anknüpfend an den gleichnamigen Vorgänger, noch problemlos in die Elektro-Schublade einsortieren, wird’s im weiteren Verlauf bedeutend schwieriger, denn in „Zieh dich aus“ wird erstmal das Rockbesteck ausgepackt. Der Song läßt mich allerdings eher an Oomph! denken als an die beiden Kasselaner. Dagegen ist „Erschiessen“ ein echtes Cover, welches im Original von Ideal stammt und sich im leicht elektronischen Pitchblack Inc.-Gewand etwas gezähmter, wenngleich nicht weniger tanzbar präsentiert, ebenso wie „Zukunft“, das durch seine Eingängigkeit schon den einen oder anderen auf das Parkett eines Dark-Elektro-Schuppens locken könnte. Auch „Retro Adam" hält das Tempo, gibt sich aber etwas experimenteller, nicht zuletzt durch den teils verzerrten, teils klaren japanischen (?) Vortrag von Cyber-Ninja Kenji Siratori, bevor mit „City Lights“ eine astreine Synthpop-Ballade aus den Lautsprechern perlt, gesanglich perfekt inszeniert durch Björn Schanz' weiche Stimme. Die Rock-Einflüsse aus der Vergangenheit der beiden Protagonisten bahnen sich jedoch immer wieder ihren Weg, sei es in den Riffs von „Nothing Else To Say“, in „Who Cares“, wo nach ein paar elektronischen Spielereien eine Akustikgitarre zum Einsatz kommt oder in „Das Spiel“, wo man ein kleines bißchen in die Mittelalter-Rock-Richtung tendiert und ganz unerwartet am Schluß mit einer kurzen Klavier-Improvisation aufwartet. Mit „The Fallen“ wird die Scheibe trotzdem rein synthetisch beendet und gleichzeitig einer der Höhepunkte zu Gehör gebracht. Man muß es mögen, man muß aufgeschlossen sein. Das sind wohl die wichtigsten Voraussetzungen zum Genuß dieses Albums, sprich, Electroheads dürfen keine Gitarren bzw. Rock-Enthusiasten keine Synthesizer scheuen. Erst dann kommt man hinter das Geheimnis der wahren Stärke dieser jungen Band, nämlich nicht nur Herzblut, das bei jedem Song zu spüren ist, sondern auch solides Know-how beim Songwriting, an den Instrumenten und beim Gesang. Was lange währte, wurde also doch gut und gesagt ist nach diesem vielschichtigen Werk noch längst nicht alles...