Es endete im Jahr 1994. Nach ihrem letzten Studioalbum "Perfect Sex" und "Muzak", einem Akustik-Best-Of-Album, trennen sich Pink Turns Blue nach fast 10 Jahren Bandgeschichte. Für viele Fans ein absoluter Schock. Doch dann, nach weiteren 10 Jahren, gibt es erneut ein Lebenszeichen der Band auf. Pink Turns Blue treten beim Wave-Gotik-Treffen 2003 auf. Ein Jahr später erscheint ein weiteres Best-Of-Album, das den bedeutungsschwangeren Titel "Reunion" trägt. Damit war nun auch dem Letzten klar, dass Pink Turns Blue wieder präsent sind.

Wiederum nach einem weiteren Jahr gibt es nun endlich neues Material der Band zu hören. Das neue Album trägt wiederum einen bezeichnenden Titel, "Phoenix", die Wiederauferstehung aus der Asche. Erneut haben sich Marcus Giltjes, Brigid Anderson, Louis Pavlou, Reini Walter und Mic Jogwer mit Mastermind Janez Krizaj von Laibach zusammengetan, der schon Alben wie "Meta" oder "Eremite" den letzten Schliff gab. Von den 14, im Laibach-Studio Metro im slowenischen Ljubljana entstandenen Songs, schafften es immerhin letztendlich 11 auf die CD. Eigentlich schade, dass drei Stücke weggefallen sind, denn auf dem Album wäre für sie noch Platz gewesen. Viel wichtiger ist aber die Tatsache, das Pink Turns Blue wirklich wieder in Hochform zurück sind und sich auf "Phoenix" unerwartet stark auf ihre Art-Pop Wurzeln aus den 80er konzentrieren.

Und gerade deshalb ist "Phoenix" ein so überragendes Album. Die Band versucht nicht verkrampft, ihren Sound in die Neuzeit zu transferieren, sondern spielt in gewohnter Manier frei aus dem Bauch heraus. Herausgekommen sind kraftvolle Songs mit satten Gitarrenklängen und voll schöner Melodien. Inhaltlich geht es um die Auflehnung gegen Banalität und den Konsumwahn sowie die Suche nach den wahren Werten im Leben, wie die Liebe oder Freundschaft. So beginnt "Phoenix" denn auch mit genau diesem Motiv, dem verlorenen Sohn, der die kleinen, aber wesentlichen Dinge im Leben wieder schätzen lernt. "Lost Son (Phoenix)" gibt gleichzeitig auch dem Album das Tempo und den Sound vor. Melancholische Töne wechseln sich mit Passagen ab, in denen die Gitarren zusammen mit Mic Jogwers kraftvollem Gesang einen treibenden Sound entwickeln. Wer gerade der Liebe seines Lebens hinterher trauert, der findet im traurig-melodischen "Dynamite" das perfekte und schmerzvolle Lied dazu. Der Song erinnert vom Gitarrensound her etwas an alte Cure-Sachen. Es kommt wohl auch nicht von ungefähr, dass man sich bei einigen Songs, wie z.B. auch bei "Good Times", wieder zurück in die 80er versetzt fühlt. Aber Pink Turns Blue spielen sehr facettenreich auf, verlieren sich in gedämpften und schwermütigen Tönen bei "True Love", nur um danach in "Underground" mit impulsivem Gitarrensound die Tapete von der Wand zu fegen.

Das wirkliche Highlight haben sich Pink Turns Blue bis zum Ende aufgespart. Der charismatischste Song ist auch gleichzeitig der letzte des Albums. "Feel My Soul" ist ein aufwühlendes Stück über Selbstentfremdung und der Suche nach dem eigenen Ich. Durch den leidvollen und am Ende fast geschrieenen Gesang geht der Song wirklich an die Nieren. Was bleibt zum Schluss noch zu sagen? Pink Turns Blue legen eine Auferstehung hin, vor der man nur noch den Hut ziehen kann. Authentischer und beherzter geht es nun wirklich nicht mehr. Wer nun immer noch am Zweifeln ist, sollte sich unbedingt die Hörproben auf der Homepage der Band anhören.