Zugegeben, ich bin kein Freund von Remixen. Schon gar nicht, wenn sich ein kompletter Longplayer ausschließlich mit einem einzigen Titel beschäftigt, gilt doch grundsätzlich, daß ein schlechtes Lied durch Bearbeitung niemals besser wird, sich bei einer guten Vorlage hingegen reichlich Möglichkeiten auftun, selbige zu verhunzen. „Love, With The Tiniest Red Torch, Branded To Your Heart“ ist nun genau so ein Remix-Album, das ich eigentlich nicht mag, denn mit „Will You Come Now“ (der Name der vorliegenden CD ist eine Textzeile daraus) von der 2010er Scheibe „A Day In The Life Of Brian Wilson“ hat das deutsch-niederländische Trio Phallus Dei nicht zuletzt dank der Stimme des jüngst verstorbenen John Walker (Walker Brothers) ein schönes Stück Musik geschaffen. Das sollte man so, wie es ist, stehenlassen – oder etwa nicht? Eine erste Antwort auf diese Frage liefern die Urheber selbst, indem sie den Song mittels einer gleichermaßen gelungenen Variante ins Gedächtnis rufen, welche durch die zurückhaltender arrangierte Begleitung dem Gesang mehr Raum gibt, als das beim Vorgänger der Fall war. Im Gegensatz dazu verwendet Bandkollege Richard van Kruysdijk mit Strange Attractor lediglich die Backing Vocals und bettet diese in lässige, jazzig angehauchte Sounds. Die rote Taschenlampe mutiert so kurzzeitig zum südlichen Sonnenuntergang, ehe Wicked Messenger die Dunkelheit hereinbrechen lassen. Vor dem tiefschwarzen Ambient-Hintergrund wirkt der ohnehin schon klagende Unterton in der Stimme Walker's seltsam verstärkt, fügt sich aber gerade deswegen schlüssig in die Tristesse ein. Danach gehen Birdmachine das Thema von einer völlig anderen Seite an. Michael Schaffer und Chris Goellnitz setzen zunächst auf Rhythmus und Samples, zwischen denen die ursprünglichen Vocals nur schemenhaft auftauchen. Und just als man glaubt, der Track nähere sich in einem hektischen Schlagzeugsolo dem Ende, verpasst man dem ganzen mit sägender Gitarre noch einen psychedelischen Dreh, entfernt sich auf diese Weise allerdings ziemlich weit vom Original. Erst in der Fassung von Bohren & der Club of Gore wird die Melodielinie rein instrumental wieder aufgegriffen, getragen von einer Querflöte und unterlegt mit einem flächigen Klangteppich sowie dramatischen Klavierpassagen. Daß bei den Doom-Jazzern der Temporegler weit nach unten gedreht wurde, was den Song auf über 10 Minuten dehnt, versteht sich fast von selbst. Auch Ichiro Tsuji aka Dissecting Table macht Vorhersehbares, nämlich den Prototypen erstmal zu zerlegen, um aus den Fragmenten, inclusive der Vocals, ein schrilles Noise-Bombardement zu basteln. Das ist angesichts der wohlklingenden Urversion zwar gewöhnungsbedürftig, entpuppt sich jedoch im Nachhinein als interessante Alternative. Verglichen damit kommt der nach nur 2 Minuten abrupt abbrechende Blackhouse-Remix, etwas farblos daher, macht aber als Quasi-Reprise am Schluß durchaus Sinn. Man ist beinahe versucht, von einem Sampler zu sprechen, so prägnant drücken die meisten der beteiligten Bands dem Titel ihren Stempel auf. Dennoch hebt die stilistische Vielfalt „Love, With The Tiniest Red Torch, Branded To Your Heart“ positiv aus der Menge gleichartiger Veröffentlichungen hervor, wobei natürlich seitens des Hörers ein gewisses Maß an musikalischer Aufgeschlossenheit vonnöten ist. Doch das ist ja bei Phallus Dei nichts Neues. Ich jedenfalls beginne wider Erwarten, mich mit Remixen anzufreunden...