Erst November, dann Dezember und nun März, Phallus Dei scheinen mit ihrem neuen Album, zumindest was den Veröffentlichungszeitpunkt angeht, kein Glück zu haben. Verzögerungen in der Produktion haben Band und Label leider dazu gezwungen, den Veröffentlichungstermin mehrmals zu verschieben. Aber nun ist es endlich soweit und etwas verspätet nach dem 25-jährigen Bandjubiläum (2016) erscheint das neue Album “Black Dawn”. Wieder einmal dürfen wir uns überraschen lassen, mit was Oliver St. Lingam, Marc Ernsting und Richard Van Kruysdijk auf ihrem neuen Album aufwarten. Der Titel lässt schon erahnen, dass es nicht ganz so leichte Kost wird. So bekommt man mit “Slewed” auch gleich ein dickes Industrial/Noise-Brett um die Ohren gehauen. Brummen, Rauschen, Dröhnen und Geschepper auf knapp neun Minuten, die aber nur ein ganz wenig an der Reizschwelle kratzen, ab der es zu viel wird, werden durch eingestreute Samples und ein Schlagzeug aufgelockert. Der Song zeigt, wie “Black Dawn” an sich funktioniert: Erst bei intensiverem Hinhören zeigen sich Fein- und Einzelheiten wie Geräusche oder Melodien, welche die Songs eigentlich erst richtig spannend machen. Der zweite Song “Starman” versteckt diese Feinheiten nicht, sondern zeigt sie offensiv durch Cello und jazziges Saxophon (von Jacqueline Hamelink und Peter Brötzmann gespielt), welches ein wenig an “Blackstar” von David Bowie erinnert. Das Highlight des Albums ist jedoch “Zauberwald”, welches das Cellospiel von Jacqueline Hamelink so gekonnt in den elektronischen Background integriert, dass der Song durch das repetitive Spiel eine hypnotische Wirkung erzeugt. Eine weitere Eigenschaft des Albums ist, dass die Songs immer länger werden, von knapp 10 Minuten am Anfang bis zu knapp 20 am Ende. Ob die letzten beiden Songs wirklich die jeweils knapp 20 Minuten nötig gehabt hätten, lässt sich schwer sagen, denn diese Songs bestehen aus mehreren Teilen oder Phasen, die natürlich jede für sich Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen. An “Corpus” hat dann auch noch Merzbow mitgewirkt, seines Zeichens japanischer Industrial-Pionier und Hochleistungs-Musik-Veröffentlicher. Wer Merzbow kennt, weiß, dass er gern wilde Krachlandschaften erschafft, welche die Schmerzbelastungsgrenze stark strapazieren. Hier hält er sich zum Glück zurück und tanzt nur am Ende des Songs aus der Reihe. Was bleibt noch zu sagen? Ein Gesamtfazit fällt schwer, das Album ist auf jeden Fall außergewöhnlich und faszinierend, aber dadurch auch nicht für jedermann geschaffen. Phallus Dei werden wieder einmal ihrer Sonderrolle gerecht und vereinen Kunst, Klang und Krach. Das ist faszinierend und anstrengend zugleich.