Paul Roland.... kennt man nicht? Traurig! Der Brite ist einer der beständigsten Künstler in zweiter Reihe. Der in Kent geborene Herr mit Zylinder, der uns auf der vorliegenden Wiederveröffentlichung nicht entgegenlächelt musiziert seit 1979 unaufhaltsam und so entstanden über die Jahre neben seiner Tätigkeit als Autor und Journalist sage und schreibe 15 Alben. Eventuell bekannt sein könnte der 1987 entstandene Song "Wyndam Hill" sein, ansonsten fallen mir kaum Lieder des Briten ein, die ein breiteres Publikum fanden. Da es Roland nie schaffte, die Masse anzusprechen, kam er im laufe der Jahre immer wieder bei Labels unter, deren Halbwertszeit eher gering war. Deswegen sind viele seiner Alben Sammlerstücke und Wiederveröffentlichungen mehr Segen als geldgieriger Fluch. Heute geht es um eine teilweise Zusammenfassung der Alben "Roaring Boys" (1991) und "Sarabande" (1994), teilweise insoweit, dass nicht alle Lieder der eigentlichen Alben übernommen wurden. Wie genau es zu dieser Zusammenfassung kam (entstand doch zwischen beiden Alben ein weiteres, bereits wiederaufgelegtes), kann ich nicht sagen, hierin liegt aber der einzige von mir zu nennende Kritikpunkt. Dazu aber später mehr. Die Musik des Briten ist .... einfach wunderschön. Psychedelic Rock? Folk Rock? Ach eigentlich egal – vor allem ist es Paul Roland und wer sich für seine düstere aber immer liebliche Musik erwärmen kann, der wird so schnell nicht mehr loskommen. Dafür muss man eigentlich nur an drei Dingen gefallen finden: An Rolands musikalischen Schema, schöne und im Kern immer sehr ähnliche Stücke zu komponieren. Dann am Violineneinsatz, mit dem Roland immer wieder Freudentränen in die Augen zaubern kann. Und schließlich an des Meisters Stimme selbst. Diese ist unverwechselbar, wenig kraftvoll aber angenehm. Hinzu kommt ein Faible für eine Sehnsucht für morbide und düstere Themen und Legenden vergangener Zeiten die Herrn Roland zum Edgar Allen Poe des Rock machten. Dies spiegelt sich besonders in den Texten des Briten wieder, die zum Mitlesen und Genießen einladen. Beide Alben waren und sind sehr gelungen. Die Songs auf "Roaring Boys" waren ein wenig ruhiger und besonders "Resourrection Joe", "Christine" und das Folkstück "Faeries" sind zeitlos. "Sarabande" ist eher rockiger und hat (wie der Name bereits andeutet) leicht orientalische Ansätze. Zusammenpassen wollen beide Alben nicht so ganz, aber das ist wohl Jammern auf hohem Niveau. Der Käufer bekommt viel Musik für sein Geld und die beiden Alben und die 6 unveröffentlichten Tracks werden eine schöne Zeit bereiten. Besonders aufhorchen kann man zum Albumende hin bei der Seemanshymne "Anne Bonny" und dem großartigen Zusammenspiel von Violine, quäkender Orgel und Trommeln in "Waltzing the square ring again" – auf den 75 Minuten findet sich bis zur letzten Minute unglaublich viel gute Musik. Für alle, die Rolands Werk mögen, denen aber diese Alben noch fehlen ein Pflichtkauf (zumal all die wunderbaren Texte im Booklet abgedruckt sind), für Neueinsteiger empfehle ich zunächst die Neuauflage von " A cabinet of curiosities & " und danach so schnell wie möglich das vorliegende Album.