Paradise Lost sind so etwas wie eine lebende Legende. Eine Band, die ein komplettes Musikgenre (Gothic Metal) begründet haben und deren Sound und Habitus von unendlich vielen Bands im Laufe der Jahre kopiert wurde. Kaum eine dieser vielen Bands konnte den finsteren Herren aus Halifax in England jedoch bislang ernsthaft das Wasser reichen. Neben ihrer Pionierrolle gefielen sich Paradise Lost im Laufe ihrer nun schon mehr als 20 Jahre andauernden Karriere auch als Band, die sich immer wieder neu definierte. Ursprünglich im Death/Doom Metal der späten 1980er Jahre beheimatet, begründeteten sie mit „Gothic“ oben genannten Musikstil, schufen Genre-Meilensteine („Icon“, „Draconian Times“) und schlugen zum Ende der 1990er Jahre eher progressivere Töne an . Zu Beginn des neuen Jahrtausends wandten sich Paradise Lost erneut metallischeren Tönen zu und spätestens mit den letzten beiden Alben („In Requiem“ und „Faith divides us, Death unites us“) kehrte die Band mehr oder weniger zu ihrem Sound der Jahre 1993 – 1995 zurück. Allerdings fehlte vielen Hörern und alten Fans (so auch mir) bei diesen Alben der letzte Kick, das gewisse Etwas. Doch nun ist „Tragic Idol“, das mittlerweile 13. Album der Briten, veröffentlicht worden. Und dieses Album hat genau jenen oben genannten Kick, den Paradise Lost noch brauchten um ihren altehrwürdigen Stellenwert wieder zu erringen. Als ich das Album zum ersten Mal hörte, traute ich meinen Ohren kaum. Da war dieses Gefühl wieder, das ich damals Anno 1993 hatte als ich „Icon“ zum ersten Mal hörte! Die Band schafft es mühelos, den Hörer vom ersten bis zum letzten Ton zu fesseln und in ihren Bann zu ziehen. Paradise Lost bieten im Jahre 2012 das, was sie am besten können und was sie einst bekannt gemacht hat: Düsteren, melodiösen und kreativen Metal. Es gibt keine schwachen Songs wie noch bei den letzten Alben. Nick Holmes klingt meist wie zu Icon-Zeiten, sein Gesang ist aber insgesamt viel ausdrucksstärker und variabler denn je, man höre nur das Titelstück. Der Gitarrensound ist unglaublich heavy und dicht, Aaron Aedy´s Rhythmusgitarre ist schön „doomig“ heruntergestimmt und Greg Mackintosh ist mit seiner Leadgitarre sowieso über jeden Zweifel erhaben und präsentiert sich auf „Tragic Idol“ in Bestform. Seinem typischen Stil hat er in einigen Songs eine ordentliche Ladung traditionellen Metal hinzugefügt, was dem Gesamteindruck des Albums sehr gut zu Gesicht steht. Die Produktion ist fett und hochwertig, die Songs strotzen nur so vor Kraft und auch Spielfreude. Anspieltipps sind oft subjektiv, ich denke jedoch mit „Honesty in Death“, „Fear of impending Hell“ oder eben „Tragic Idol“ hat man recht repräsentative Stücke zur Hand, die einen auch gut in das Album einführen. Aber am besten am Stück geniessen... All jene, die Paradise Lost bis 1995 zu ihren Favoriten zählten, können hier also bedenkenlos zugreifen! Wenn ich eine Skala von 0 bis 6 zur Verfügung hätte, würde ich dem Album 5 Punkte geben. Ich glaube, vielen geht es wie mir – man ist dankbar dafür, dass die Band noch mal ein solches Werk abliefert. Ein Album, das mitreißt und begeistert. Und alle Nachahmer wieder mal in die Schranken weist...