Welch kleines Juwel – ich liebe es, über Musik schreiben zu dürfen.

Manches Mal ertappe ich mich dabei, mich so rein gar nicht zu informieren, bevor ich den ersten Probedurchlauf einer Veröffentlichung einer mir unbekannten Band wage. Einfach mal fallen lassen. Ich saß also auf meinem Fahrrad, strakste mich ab in Richtung der Arbeit und Nebel umgab mich aufgrund früher Stunde und herbstlichen Klimas. Das Intro gesprochen, an alte Norweger der zweiten Welle Black Metal erinnernd, dann ein feiner Black Metal Einsteiger, satt produziert und nicht schlecht. Ich war also ganz eingestellt auf norwegisch anmutende Kost irgendwo in Richtung Immortal oder so. Doch ab Track 3 machten mir Panychida klar, dass sie auf ganz anderen Wegen wandeln, denn Album Nummer 5 (wie ich inzwischen weiß) der Herren aus Pilsen bietet in der Grundstimmung NWoBHM mit schwarzmetallischer Schlagseite und rauhen Screams. Und 'Gabreta Aeterna' klingt frisch, energiegeladen und nach jeder Menge Spielfreude.

Wenn wir also schnell die Frage nach Innovation mit einem freundlichen Lächeln beiseite kehren, dann werfe ich einmal den Namen Suidakra ins Rennen. Vor allem mit ihren ersten 5 Alben konnte die deutsche Band um die Jahrtausendwende mein Herz erobern – eine ausgewogene Balance zwischen Heavy Metal und Black Metal bei der man merkt, dass die Band ihre Lieblingselemente aus dem jeweiligen Genre voller Spielfreude einfließen lassen. Ein ganz ähnliches Gefühl habe ich mit vorliegender Scheibe, die vor allem eines ist: ein Garant für gute Stimmung ohne wirkliche Klischees. Da steht zwar Pagan Metal drauf, aber es gibt keine Flötenwanderungen, keine schiefen, aber ach so dramatischen Clean-Gesangsparts sondern 10 vollwertige Tracks, die mehrheitlich Freude bereiten können. Ich verfalle nicht in vollkommene Begeisterung, nutze keine Superlative, da ich grundsätzlich eher anderes Hörfutter vorziehe und mir manches Mal die Brust etwas zu sehr anschwillt ob des mitschwingenden Pathos, aber hey, im Bereich Pagan Metal fällt mir auf Anhieb keine Neuerscheinung der letzten fünf Jahre ein, die mir wesentlich besser gefiel.

Panychida aus Tschechien liefern mit ihrem fünften Album tolles Futter fürs Matte-Schütteln und sobald zack zack in 1 bis 100 Jahren alle geimpft sind und man wieder Events mit mehr als 4 Personen abhalten darf, die weder Gottesdienst noch Hygienedemo sind, dann, ja dann würde ich sogar mal nachsehen, ob die Band sich nach Deutschland verirrt. Denn live macht das sicherlich viel Spaß und Freunde beider Genres sollten auf jeden Fall Probelauschen.

 

Panychida

Gabreta Aeterna

 

27.11.2020

Folter Records

 

http://www.panychida.com/

 

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06. Trampus – o samote a smrti v odlehlých koncinách
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