EBM/Industrial. Mal wieder. Verzerrte Stimmen noch dazu. Und auch die üblichen Sequenzer-Synthlines (wenn auch schön melodisch) inklusive wuchtiger Beats fehlen nicht. Die Sucher des Fortschritts können getrost schon mal die Rundablage bzw. die Nichts-Neues-da-schon-1000-mal-gehört-Schublade öffnen und etwas Platz für Panic Lifts Debüt "Witness To Our Collapse" machen, wenn sie nach dem ersten Titel "Everything I Have" (den "Prologue" mal außen vor gelassen) schon entnervt die Eject-Taste drücken.

Aber wenn es der Anstand gebietet und jedes Musikprojekt zumindest eine Chance bekommen soll, dann auch die beiden Jungs James Francis und Dan Platt, die seit 2006 mit zur Spitze der NYC-Industrial-Scene gehören. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, denn wenn die Amis nicht nur auf 08/15-Gewummer stehen, sondern auch für feinere Zwischentöne oder gesangliche Besonderheiten zu haben sind, wieso dann nicht auch wir, die eigentlich schon längst sehr gefrustet von uninnovativer Nachmacherei sind.

Also nochmals Eject drücken, CD ist drin und weiter geht's mit "Failsafe". Na gut, noch durchwachsen wie später auch "Safe Yourself". Nun "Hold On" - klarere Beats, poppiger, kleiner Gittarenanteil, nicht so wuchtig überladen. Und siehe da?! Der Gesang! Zumindest beim Refrain ist das Bemühen zu vernehmen, dem Stereotyp nicht ganz freien Lauf zu lassen. Da passt dann sogar das Verzerrte bei den Strophen. Mit weniger Geschwindigkeit und "Bonus-Sounds" ist auch "Shelter" über dem lärmigen Durchschnitt einzustufen. Und fast schon unpassend langsam und extrem gitarren-/metal-lastig präsentiert sich das Lied zum Album "Witness To Our Collapse" - der wahrscheinlich geschmackssachlichste Track der CD. "No Trace To Love" spielt zwar in einer Liga wie "Everything I Have", wirkt aber trotz seiner melodischen Standardausstattung und nicht verzerrten Beats durchaus hörenswert wie auch "Dawn Of Fate".

Nicht nur als Lückenfüller könnten sicherlich all diese Songs die Menge auf den Tanzflächen halten, ohne für Langeweile zu sorgen, nur zu Hause wird's auf die Dauer etwas öde. Zwei weitere Ausnahmen bietet die CD noch: die ruhigen "Seasons Change" (mein entspannter Favorit) und der Finisher "Butterfly Wings [My Only Hope]". Hier zeigt sich, dass durchaus Arrangier-Geschick und "Mut" für eine breiteres Spektrum besteht, was vielleicht nicht für die Live-Auftritte aber das Homelistening definitiv von Vorteil ist.

Alles in allem ein gutes Debüt, wobei die 4X4-Tracks ab und an kurz ein Gefühl des Hab-ich-doch-vorhin-schon-so-ähnlich-gehört aufkommen lassen. Wenn dieses Gefühl abgestellt wird, steht einer musikalischen "Steigerung" ein Stolperstein weniger im Weg.