Es geht im Musikbereich doch nichts über ein gelungenes Intro. Also doch.... Ein bockstarkes Album, das dem Intro folgt, aber das würde jetzt vom Thema ablenken. Intros können Lust machen auf ein Album, den Hörer in der Realität abholen und in die Stimmung des Werkes ziehen. Intros können mit einem Tusch umwerfen oder still und unscheinbar wirken. Intros können klasse sein. Und Pando haben in meinen Ohren ein Album herausgebracht, das man gut und gerne auch '8 Stock-Intros für düstere Klangkunst' hätte nennen können. Die beiden Herren aus Massachusetts, die sich selbst dem Dark Ambient verschworen haben, brachten 'Negligible senescence' bereits 2016 in Eigenproduktion heraus und anscheinend fand sich in der Hörerschaft ein gewisser Zuspruch, denn nun, drei Jahre später, finden sich die 50 Minuten Klang-in-Schieflage auf einer offiziell herausgegebenen CD wieder. Hurra?!?

Auch mehrmaliges Hören des Albums lässt mich eher im Dunkeln - Dark Ambient? Klar. Black Metal? Gerne. Field recordings? Ist okay. Aber Pando kommen in den acht Liedern (?) zu keinem Zeitpunkt auf den Gedanken, eine ungefähre Marschrichtung aufzuzeigen. Einzig der Eindruck, eine Sammlung von Intros zu hören ist allen Stücken gemein, manche sogar im Ansatz ganz nett. Klassischen DSBM erwarte ich an "Residue" anschließend: ruhige Gitarrenklänge, harsch gekeifte Schreie und irgendwann roh produzierte Riffwellen mit scheppernd monotoner Drumbegleitung - leichte Übersteuerung zum Ende hin. Hat man alles schon hundert mal gehört, würde aber den vom Leben resignierten Schwarzheimer in die richtige Stimmung führen und bricht recht abrupt ab... Wie eben ein Intro. Es folgen aber nicht weitere sich endlos wiederholende Riffwände und ein sich auf norwegisch über das Leben beschwerender Panda, sondern Pando 2.0 "Ab in den Westen" - oder eben "Runt". Stoner Rock meets Extreme Metal, einer entspannte Westernmelodie auf der Gitarre gezaubert, Samples und Kreischen sorgt für das morbide Moment der Verstörung. Nach 2 Minuten reicht es mir mit "Runt", nach fast 8 Minuten endet es erst... Ein zu langes Intro eben. "Trek trough Utah desert" kommt ohne Keifen aus, die Gitarren und Samples vermitteln eine eher entspannte Atmosphäre, die sich gut einstellt, wenn man in der Hochsommermittagssonne Schutz im Schatten sucht und matt vor sich hin darbt und die ein Southern Rock oder Folk Album gut gebrauchen kann.

Die im Verlauf hinzukommenden leiernden Frauenhauchzer fügen sich gut hinein, einzig die über 8 Minuten Spielzeit und das dann doch wieder abrupte Ende missfallen. Es folgt das Intro zu einem Hellectro Album, ein im Kontext verstörend wirkendes Sample einer Logopädiesitzung mit einem Kind, eine grenzdebile Kinderliedmelodie schief auf dem Keyboards gezaubert und ein schrill verzerrte gekeiftes "Noooo" auf die Frage, ob das Kind heute nicht sprechen will - ich wäre nicht verwundert, wenn God Module im Anschluss loslegen würden. Nach 3 Minuten ist auch genau im richtigen Moment Schluss. "The suite shuffle" ist dann leider wieder viel zu lang geraten und könnte mit den übersteuerten Schreien, den simpel-monotonen Beats und der kühlen Atmosphäre ein Industrialmetal Album beginnen. Ab der Hälfte des Stückes wird dann nur noc Lärm erzeugt. Passt nicht zum Anfang des Songs, passt nicht zum Rest, erzeugt keine sonstwie geartete Stimmung ist einfach nur unbequem zu konsumieren (ich rate von Kopfhörern ab), aber ist mir inzwischen auch egal.

Das folgende "The contempory disposition of accepting the ground as human" ist wie sein Titel zu lang geraten, die Pianolinie und die entspannten Gitarrenakkorde hätte mit vernünftigem Drumming und weniger verzerrten Vocals gut zum Goth Rock gepasst. Doch das billigst tuckernde Casiohamsterrad und die Verzerrorgien lassen die Resignation steigen. Wie gut, dass Pando sich nach 4 Minuten erinnern, dass sie nicht gefallen wollen und den Song noch weitere 4 Minuten mit mehr Tuckerei, unpassenden Samples und Störgeräuschen malträtieren während Piano und Gitarren unbeirrt im Hintergrund weiterspielen. Dann noch eine Minute Regengeräusche und fertig ist der Schmuh. Mkay. "Allisandrina" ist dann der Soundcheck vor einem mediterran angehauchten Folkalbum und immerhin nur etwas mehr als 3 Minuten lang und das abschließende "Ohm" eine Ambient/Folknummer vor einem Album von Nargaroth, Wolves in the throne room oder Agalloch. Und dann ists endlich vorbei.

Ich habe wirklich keine Ahnung, was die beiden Herren von Pando bezweckten, als sie diese 8 Stücke zusammenfassten, denn in meinen Ohren passt hier nichts thematisch wirklich zusammen noch kann hier irgendetwas überzeugen. Man sollte sich nicht fragen, was man da hört, sondern nur warum. Ich weiß es: um diese Zeilen zu verfassen und ich bin sehr froh, dass ich hiermit zum Ende der Zeilen und damit zum Ende meines Kontaktes mit 'Negligible senescence' kommen. Und ich werde nicht in 10 Jahren mit einem Lächeln zurückblicken sondern schnell verdrängen, dass ich diesen Murks mehrfach genießen musste.