Mit 67 Minuten Musik, verteilt auf 13 Tracks, meldet sich Alex P. mit seinem Ein-Mann-Projekt Painbastard zurück. Anderthalb Jahre liegen zwischen dem Debüt - „Skin On Fire“ und dem neuesten Werk „Overkill“. Und diese 18 Monate taten der Weiterentwicklung von Painbastard nur zu gut. „Overkill“ führt nicht nur das weiter, was mit dem Erstlingswerk so eindrucksvoll begonnen hat, sondern hier gibt es neben den üblichen EBM-Krachern auch noch einiges an Abwechslung obendrauf. Der Opener „Eternity“ lässt schon derartiges vermuten. Dieser Instrumentaltrack schwebt in Soundtrackmanier atmosphärisch aus den Boxen - eingängig, berührend und in seiner Einfachheit perfekt. Eine unglaublich gelungene Vertonung der Unendlichkeit, die den Einstieg in den folgenden Schlagabtausch aus Bass, Beats und melodischen Flächen noch kräftiger erscheinen lässt. Aber „Eternity“ wird der einzige Ausflug in unendliche Welten bleiben und mit „Nervenkrieg“ beginnt dann das, was man aus der Feder des Painbastards gewohnt ist. Knallende Beats und entsprechend verzerrte und bedrohliche Vocals. „Commonwealth“ legt in Sachen Geschwindigkeit noch einen drauf. Wie das hasserfüllte „Innocence“, das mit verschiedenen Samples und einem interessanten Melodiewechseln beginnt, wird hier eine härte EBM-Gangart eingelegt. Mit dem deutschensprachigen „Todesengel“ und „Victims“ zeigt sich jedoch die Weiterentwicklung, präsentieren sie sich doch weitaus ruhiger und melodischer. Die damit geschaffenen Geschwindigkeits- und Atmosphärenwechsel verleihen „Overkill“, im Vergleich zum Debüt, noch mehr Eigenständigkeit und Intensität. Das knallende und stampfende „System Failed“ bildet dagegen nach einem kurzen Sprachsample-Intro den Härtehöhepunkt der Platte. Wie ein Virus setzt sich dieser Track ins Ohr und lässt das Intro ‚The Infection Was Everywhere“ wahr werden. Nicht nur die hetzenden Beats, sondern auch die teils bestimmende Melodie machen die Nummer zu einem Tanzflächenfüller. Aber auch Instrumentalstücke wie „Face Of War“ fügen sich eindrucksvoll in das Gesamtwerk „Overkill“. Dieser Track beginnt mit einem Fliegeralarm und lebt dann fast ausschließlich von Geräuschen des Krieges und minimalen Musikakkorden. Wenn man im Repertoire von Painbastard nach Balladen suchen würde, dann wären wohl „A Short Moment Of Love“ oder „Wenn die Zeit Still Steht“ diese. Hier wird weniger entstellter Gesang mit Herztönen, sanften Gitarrenklängen oder melancholischen Melodiesequenzen gepaart. Eben diese ruhigeren Stücke verleihen dem Werk eine persönliche Note und fügen sich nahtlos in „Overkill“ ein. Hier verzichtet Alex P. endlich auf verzerrende Technik und macht damit den Weg frei für eine klar verständliche Textaussage. Zu schade, dass das so selten der Fall ist, denn ein Blick auf die Texte lohnt sich. Auch wenn der düster aggressive oder bisweilen anklagende Gesang schon eine gewisse Richtung vermuten lässt, ist hier der Griff zum Booklet - wie schon bei „Skin On Fire“ - unabdingbar. Die Texte sind von greifbarer Emotionalität bestimmt und versetzen einen zeitweise in das Gefühl in einem Tagebuch zu lesen. Leider sind die Inhalte durch den verzerrten Gesang viel zu oft nicht zu verstehen und verlieren dadurch allzu schnell ihre kritische oder melancholische Wirkung. Bei „System Failed“ bleibt außer dem Sampleworten der Text im Verborgenen. Dabei sollten so kritische Inhalte nicht hinter dem Schutz verzerrter Lyrics versteckt bleiben. „Overkill“ ist ein Werk aus trauernden und vorwurfsvollen Klagen, das sich im Laufe der Spielzeit immer mehr zu einem runden Gesamtbild entwickelt und mit den treffenden Worten „When All Is Said“ endet. Randvoll mit Tanzflächenfüllern und potenziellen Hits wird das Album seinem Titel „Overkill“ (=Übermaß) gerecht. Kleine Ausflüchte in andere Beat- und Geschwindigkeitsbereiche machen „Overkill“ sogar noch abwechslungsreicher als „Skin On Fire“. Den Erwartungen seiner Fans dürfte Painbastard damit ohne weiteres werden. Reinhören empfohlen!