An der Ost+Front fast nichts Neues. Ungeachtet zahlreicher Unkenrufe hat das Kommando Plakativ der modernen neuen deutschen Härte zahlreiche Verstärkung in den Reihen der Fantruppen erhalten und der Geldsegen konnte in die Propaganda fließen: Bilder, Verpackung und Homepagefotos sehen schon etwas professioneller aus als beim Debut. Darauf ein 'Ave Maria'. Ganz zufrieden ist man anscheinend dennoch nicht, denn trotz der Bedienung aller kalkulierten Tabubruchandeutungen kommt das 6er Truppenorchester auf der vorliegenden Maxi zum Schluss "Bitte schlag' mich". Denn man will lernen für das baldige Zweitwerk "Olympia" - soll dieses doch das Opus Magnum von Oberleutnant Hermann Ostfront sein. Die Ost+Front ist in meinen Augen ja Umbra et Imago für moderne Ansprüche. Heute ists nimmer der Sex, der lockt, sondern (Kriegs)gewaltiger Brutalismus. Ansonsten ist das Konzept ähnlich: man probiert alles mehr oder minder amateurhaft aus um über musikalische Unerheblichkeit hinwegtäuschen. Böse Masken? Check. Dank Bandname und "blaue Augen" Text gefütterte Politikkontoverse? Check. Tabubruch Dank angedeutetem Älterer-Mann-verfolgt-kleines-Mädchen-und-schaut-gierig zu Beginn des offiziellen Videos zusammen mit dem „Bestrafe mich“ Text? Check. Anschließende Kuriositäten Show mit Zirkusfreaks (zieht immer...)? Check. Das wirkt alles so berechnend und liebenswert stümperhaft, dass ich da schon von Trashfaktor sprechen mag und schmunzelnd vor dem Rechner sitze. Ernst nehmen kann ich solche auf Teufel komm raus provokativ Handelnden nicht, denn... ... musikalisch ists mir zu dünn, was da als Single feilgeboten wird. "Bitte schlag' mich" ist ein netter Standard-Holzer für die Tanzflächen der Dunkeltempel, Standartelektronik und Standartriffs mit einer Standartschunkelmelodie... das geht eigentlich in Ordnung, der Tanz-, Ohrwurm- und Mitgrölfaktor ist vorhanden, aber der lahme und (so leid es mir tut) zu plakativ-platte Text nimmt mir jegliche Lust, die Single öfter hören zu wollen. Schön ist aber die Qualitätssteigerung zum Debutalbum, auch wenn mir Gesang und Gitarren zu zahm und dünn vorkommen. Ansonsten bietet uns die Ost+Front eine absolut wichtige und unentbehrliche Hartwurstversion von Falkos "Out of the dark", wie man sie nur auf Singles als Bonus verkaufen kann und mit "Silikon" ein solides Lied mit Schönheitschirurgiekritik. Schließlich gibt es noch eine Orchesterversion ihrer 'Ave Maria' Single „Denkelied“ (Ja, das lustige Metzgervideo). Sicherlich eine schöne Sache für Fans. Ein großes Lob geht an Out of Line und die beteiligten Bands, die 5 weitere Versionen von „Bitte schlag' mich“ schufen: Es ist schon toll, wie mühevoll die Bands sich des Titels annahmen und ihn ganz auf ihren Sound zuschnitten. Ein Fleißbienchen erhalten insbesondere Lord of the Lost für das dicke Gitarrenbrett, das dem Orginal etwas fehlt, Rabia Sorda für 80er Synthiespaß und ganz besonders Saltatio Mortis und ihre pompöse Piano-Version, die dem Song ein komplett neues Gesicht gibt. Beachtlich, was sie Bands aus dem Ausgangsmaterial zaubern, auch wenn leider der Text erhalten bleiben musste. Ich habe mir Zeit genommen, denn „Bitte schlag' mich“ hat viel zu bieten für eine Maxi und die beteiligen Bands zeigen, dass eigene Versionen nicht nur platte Bass-Neugestaltung sein muss. Ost+Front selbst gefallen mir durch die sympathisch trashige Ausnutzung aller Klischees, die sie finden können. Das hat schon was, doch beim Thema Texten könnten sie noch eine deutliche Schippe drauflegen. Also eine solide Geschichte, für NDH Freunde ein Lustmacher auf das kommende Album – 2 Sterne für den Singletrack, 1,5 Sterne Bonus für die Gastmusiker und das Drumherum.