Jetzt mal ehrlich, Hand aufs Herz – wer würde bei einem Bandnamen wie „Ost+Front“ nicht direkt an eine neue, rechtsradikale Band denken, die sich zusammen getan hat, um zweifelhaftes Liedgut unters deutsche Volk zu bringen? Jedenfalls waren das meine ersten Gedanken, als ich, etwas verwundert, den Bandnamen zum ersten Mal las. Auch die Bilder, die man erblickte, nachdem man eine bekannte Internetsuchmaschine mit dem Namen fütterte, schreckten mich eher ab.

Mich blickten düstere Gestalten mit beinahe lächerlichen Pseudonymen wie „Herrmann Ostfront“, „Willhelm Rotlauf“ oder „Eva Edelweiß“ an, die wie eine Kreuzung aus Slipknot- und Mushroomhead-Mitgliedern aussahen. Wenn man dann der Musik lauscht, die „Ost+Front“ auf ihrem ersten Album „Ave Maria“ verewigt haben, wird schnell klar, warum die Musiker so viel Wert auf ihr Styling legen. Belangloser Metal und langweilige Neue Deutsche Härte, mit Texten, die schockieren wollen, dabei aber an Lächerlichkeit kaum zu überbieten sind. Von „Dschihad“ wird da gesungen, mit „911, die Leitung ist besetzt“ die Apokalypse angekündigt. Vielleicht mal schwarzhumorig gemeint gewesen, verleiten die Texte in Kombination mit dem fertigen Musikendprodukt nur noch zum schnellen Abschalten. So bekommt die ganze Bandmaskerade einen noch faderen Beigeschmack, als bereits am Anfang.

Gerne würde ich dies als das „Lordi-Phänomen“ bezeichnen, benannt nach jener finnische Band, die mit ihren Gruseloutfits das zugeknöpfte Grand-Prix-Publikum zu irritieren wussten, ihre musikalisch halbgaren Versuche, „Kiss“ nachzueifern, dadurch jedoch auch nicht überspielen konnten. Das schlimmste an der ganzen Angelegenheit ist allerdings mangelnde Innovation. Fast jede Komposition klingt wie eine knapp acht Jahre alte B-Seite von „Rammstein“. „Ich Liebe Es“ zelebriert so offensichtlich Melodie und Harmonik von „Mein Teil“, dass man sich unwillkürlich fragt, wann „Ost+Front“ eine Plagiatsfrage am Hals haben. „Ein Alter Mann“ sucht sich richtig große Vorbilder aus und bedient sich bei Marilyn Mansons Coverversion von dem „Eurythmics“-Klassiker „Sweet Dreams“. Wer diese Stücke gerne zweimal im CD-Regal stehen haben will, kann natürlich zuschlagen. Für alle Anderen ist diese Veröffentlichung vor allem eins: überflüssig.