Zwei Monate nach Veröffentlichung ihrer EP „Do Angels Never Cry And Heaven Never Fall“ kann man es nun endlich in den Händen halten: das neue Album „Songs 4 Hate&Devotion" von Ordo Rosarius Equilibrio! Wenn ich mir meine Notizen zu den Titeln so ansehe fällt mir vor allem ein Wort ständig ins Auge: poppig. Ja, der Gesamteindruck ist – auch nach mehrmaligem Hören – poppig. Ist das gut? Oder schlecht? Ist es eine logische Weiterentwicklung im Schaffen der Schweden? Um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht. Ich verfolge das Schaffen der Stockholmer schon ziemlich lange und habe somit einige Entwicklungsschritte mitbekommen. Aber dieses Album lässt auch mich ein wenig ratlos zurück... aber gehen wir ins Detail: Schon nach der Veröffentlichung von ONANI ließ Tomas Petterson im hiesigen Interview durchblicken, dass die Entwicklung von ORE durchaus in eine poppigere Richtung gehen könnte – genaueres wollte man im Frühjahr 2009 aber noch nicht erwähnen. In der Zwischenzeit ist viel passiert – vor allem der Wechsel zu Out Of Line Music hat einige eingesessene Hörer etwas skeptisch auf diese Veröffentlichung warten lassen. Das Album beginnt mit dem düster-treibenden, rhythmischen „Where I Stand On The Holy Mountain And Pray 4 The War”, welches unverkennbar die Handschrift OREs trägt. Doch schon beim zweiten Titel wird es „heller“... die dunklen Trommeln weichen in den Hintergrund und Pettersons Sprechgesang wird mehr zu einem tatsächlichen Gesang – so, wie es bereits bei Titeln wie „Who stole the sun“ der Fall war. Im weiteren Verlauf des Albums lassen sich immer wieder typische kleine Merkmale finden: wundervolle Trompeten, die spätestens mit ONANI siegreich Einzug in das Schaffen OREs gehalten haben – ebenso diverses Glockenläuten und hier und da eine verspielte Klaviermelodie. Leider kommen letztere nicht so oft zum Tragen wie es bei den Vorgängeralben der Fall war. Vor allem Titel wie „In Heaven, Only Abstinence Remains” oder auch „4141“ könnten, nach meinem Empfinden, gut zum Schaffen von Ennio Morrricone passen, erzeugen sie doch diese Wildwest-Stimmung, die Morricones Schaffen so geprägt hat. Generell wirken die meisten Titel eher fröhlich, wobei die Texte idealtypischerweise im gewohnten Terrain zwischen Liebe, Hass, Wut und Unterwerfung schweben. Man könnte fast schon behaupten, dass einige der Titel nahezu tanzbar sind. Es stellt sich eben die Frage, ob man das bei dieser Formation möchte. Düster apokalyptische Momente findet man auf diesem Longplayer jedenfalls relativ selten. Letztendlich muss sich jeder selbst ein Bild vom aktuellen Schaffen der Schweden machen. Ich denke, dass dieses Werk durchaus die Hörerschaft spalten könnte. Genauso, wie „alteingesessene Hörer“ diese Entwicklung sicherlich eher kopfschüttelnd betrachten, werden vermutlich auch einige Leute hinzukommen, die bisher mit dem Schaffen der Schweden nicht viel anfangen konnten. Man sollte dem Album jedoch auf alle Fälle eine Chance geben: denn auch wenn man einige Titel zunächst mit hochgezogener Augenbraue hört, so gehen sie doch verdammt schnell ins Ohr und bleiben dort hängen... Ohrwurmcharakter bei ORE... wer hätte das vor 4 Jahren noch gedacht?