Wenn man als Rezensent ein Album der Sparte Neofolk erwartet, so macht man sich gefasst auf eine der folgenden Möglichkeiten: 1) Eine Folk CD, die nicht im mindesten Neo ist, den Wald fröhlich bejubelt und furchtbar nett ist 2) Eine CD die durchaus nach Neo klingt aber damit auch den oft etwas politisch-unkorrekten Touch mit sich bringt, den man nicht besprechen kann und will oder 3) eine echte Überraschung. Die mir bisher unbekannten Once a barge gehören überraschender- und glücklicherweise zur Kategorie Nummer drei, weswegen ich das neue Album des deutschen Soloprojektes mit Freude vorstellen will. Also klappen wir den wundervoll gestalteten und einladend gefalteten Pappschuber auf (der mal wieder zeigt, dass Orginal niemals durch Download ersetzt werden kann). Once a barge sind so Neofolk, dass man sich sofort fragt: Warum hat es so lange gedauert, bis ich soetwas mal wieder hören darf? Das Intro "Sköll" bringt den Hörer gleich mal in die richtige Stimmung für das gleichnamige Album, das die Einsamkeit als Kernthema hat: Düstere, schwermütige Orchesterklänge, noisiges Scharren und Piepsen und ein stimmiges Sample-Mischmasch machen Lust auf mehr. Die apokalyptischen Klänge wollen auch im anschließenden "Judas Creed" nicht enden. Vielmehr werden sie durch Schläge und Stampfer aus der Konserve und (hossa, eine kleine Seltenheit im Neofolk Genre) gelungenem Gesang ergänzt. Der Folk ist bisher dem Neo gewichen. Das ist auch gut so, denn umsomehr erfreut sich der Hörer an den einsetzenden Akustikgitarren in "Kristall". Begleitet von einem düsteren Rauschen und martialischen Trommeln ist der Track ein richtiger Knaller – Once a barge haben an dieser Stelle mein Herz gewonnen. Der anschließende unbetitelte Track ist ein Akkordeon Solo mit elektronischer Verzerrung – so minimalistisch, so zerbrechlich, so wunderschön. "Wüstung" und das darkwavige "Hail to surt" fallen durch die zähe Melodieführung etwas ab, dann kommt mit "Innocent & cruel" aber wieder ein Neofolkjuwel. "Westwärts" ist der einzige Ausfall des Albums – ein unmelodiöser Langeweiler mit nervendem Text. Schnell weiter zu den "Inner fields of snow" oder noch besser zum gelungenen Instrumental "Sol" – diese CD bereitet Freude. Die restlichen Tracks entstammen dem Debut "Withered Leaves" und sind (leider) nur noch guter Durchschnitt, aber das lässt sich verschmerzen, denn sie passen ins Gesamtbild des Albums und fallen keineswegs negativ auf. Once a barge begeistern. Neofolk, Noise, martialische Trommeln, Samples und zum Teil kitschige Keyboardklänge wurden verschmolzen zu einem Soundtrack für einsame Stunden. "Sköll" ist sein Geld mehr als wert und ich rate allen Freunden des Neofolks dringend, dieses Album zu erwerben und zu erleben – es tut einfach gut