Anathema und Antimatter sind Vergangenheit für Duncan Patterson. Dessen ganzes Augenmerk gilt seit einigen Jahren seinem Solo-Projekt Íon, mit dem der Ire nun nicht mehr metallische Gefilde auslotet, sondern das weite Feld der Folklore, Weltmusik und Heavenly Voices. Dreieinhalb Jahre nach seinem Debüt „Madre, Protegénos“ veröffentlicht Patterson jetzt das zweite Íon-Album, „Immaculada“, für das er zahlreiche hochklassige, internationale Künstler verpflichtete, unter anderem die lettische Sängerin Vic Anselmo, Mark Kelson von The Eternal und die irischen Sängerinnen Lisa und Aoife Cuthbert. Aufgenommen in Portugal sowie in Dublin, wohnt dem Album ein besonderer Zauber inne, der seine Kraft vor allem aus den zahlreichen traditionellen Instrumenten und Spielweisen schöpft: Neben Mandolinen kommen Flöten, ein irischer Dudelsack und treibende Tribal-Percussions zum Einsatz, untermalt von sanften Cello-, Violin-, Akustik-Gitarren-, Keyboard- und Klavierklängen. So transportiert „Immaculada“ nicht nur die erdige Frische grüner, irischer Landschaften, sondern auch die Wärme mediterraner, sonnenverwöhnter Landschaften. Das Album zeichnet eine spirituelle Reise nach, die Erfahrungen und Erlebnisse, welche Duncan Patterson auf seinen vielen Reisen durch die Welt begleiteten. Filigran und leicht bahnen sich die vielschichtigen Melodien ihren Weg durch Licht wie Schatten und treffen dabei auf elfengleiche Gesänge und geheimnisvolle spoken words. Mit leisen Tönen verführt „Immaculada“, das mit seiner sanft gezupften Akustikgitarre an eine laue Sommernacht in südlichen Gefilden erinnert, an das Gefühl, unter einem endlos weiten Sternenhimmel zu stehen, der zu sehnsuchtsvollen Träumen inspiriert. „Temptation“ wirkt eindringlicher, temporeicher, wie ein Märchen aus 1001 Nacht, gepaart mit keltischen Einflüssen. Mit „Adoration“ schließlich folgt eine filigran-zarte Ballade, gesungen von der zauberhaften Vic Anselmo, ein Stück, das zwischen Hoffnung, Fröhlichkeit und Traurigkeit pendelt und durch die kraftvollen Flöten und den Dudelsack Stimmung und Energie versprüht. Zu „Adoration“ wurde auch ein wunderschönes schwarzweiß-Video gedreht, das auf den Websites von Duncan Patterson und Equilibrium Music zu sehen ist. Auf „Damshsa na Gceithre Ghaoth“, das auf Gesang völlig verzichtet, wechseln sich eine spannende Percussion, eine lebhafte Flöte und Gitarre mit meditativen, ruhigen Melodien ab. Wesentlich erdiger, mit einem Hauch von orientalischem Zauber, kraftvoll und emotional instrumentiert, konzentriert sich „Invidia“ auf die samtweiche Stimme von Lisa Cuthbert, während „Cetatea Cisnadioara“ kaum hörbar wie ein Windhauch, der durchs Gras streift, beginnt. Hier ein Flüstern, da ein Raunen, dann ein engelsgleicher Gesang aus der Ferne. Dieser Titel steckt voller Wehmut und Melancholie, die Stimme nur von einem leisen Klavier und wenigen atmosphärischen Lauten begleitet, bis der Wind den Gesang und die Geräusche langsam und bedächtig wieder davonträgt, unterbrochen von plötzlichem heftigen Donner. Dann wieder das gesprochene Worte und der Gesang, bis dieser sanft entschwebt. Das balladeske „The silent stars“ rückt noch einmal den besonderen Gesang, vor allem von Lisa Cuthbert, in den Vordergrund, begleitet von einem verträumten Klavier und einer sanften Flöte, bevor “Return to the spirit” das Album mit seinen mystischen, hypnotischen Klängen und Gesang sowie dem leisen Flüstern beschließt. „Immaculada“ ist voller Schönheit und Eleganz, voller inspirierender und entspannender Momente, voller Kraft aber auch Melancholie. Duncan Patterson hat hörbar sehr viel Arbeit und Energie in dieses Album investiert, welches Titel für Titel ein Genuss ist. Ein Album für stille Stunden des Nachdenkens, an hellen wie an dunklen Tagen. Großartig!