Sie wurden schon als Helden gefeiert, bevor das Album überhaupt erschienen ist. Obwohl diese Aussage etwas zu relativieren ist, denn "Black Sheep Boy" wurde bereits bei Jagjaguwar im letzten Jahr veröffentlicht. Das Label Virgin hat sich die Lizenz für die europaweite Invasion geben lassen und so erblickt das schwarze Schaf nun noch einmal aufs neue das Licht der Welt. Virgin packt sogar noch eins oben drauf und spendiert eine zusätzliche EP, "Appendix'" getauft, die so nur in den USA erschien. Der Band um Sänger Will Sheff wird eine große Zukunft prognostiziert. Nicht nur, weil sie gekonnte Konzeptalbenfanatiker sind sondern weil die Kombination aus Will Sheffs surreal-morbiden Texten und der irgendwo zwischen Rock, Pop und Country pendelnden Musik so faszinierend ist. Letzteres ist natürlich Geschmackssache, denn Okkervil River hören sich an wie ein Querschnittt aus 40 Jahren Musikgeschichte. Während etwa "Black" alternativ rockig mit 70er Hammond-Orgel überrascht, ist es bei "A King And A Queen" die Trompete und die traurige Fröhlichkeit, die mit Akustikgitarre und Cello an den schwarzen Himmel gezeichnet wird. Inhaltlich ist das Album eigentlich das gefundene Fressen für die verlorenen, verlassenen und einsamen Seelen dort draußen. Will Sheff hat sich einen Text von Tim Hardin vorgenommen, seines Zeichens Folk-Musikant und Woodstocker aus den 60ern, der sich 1980 mit Heroin und Morphium aus dem Leben katapultierte. Aus Hardins Text hat Sheff eine Art Verlierer-Märchen gedichtet. Dabei steckt oft der Wolf im Schafspelz, denn manchmal entpuppen sich gerade die lauten und schnellen Songs als Fallgrube. Das Will Sheffs Stimme dabei so leidend klingt, mag einerseits dem Kontext dienen, kann andererseits aber auch daran liegen, dass das Album in Texas in einer mit Blech gedeckten Hütte ohne Klimaanlage aufgenommen wurde. Wie geht die Geschichte aus? Der Black Sheep Boy erlebt allerlei Rückschläge und herbe Enttäsuchungen. Dass sein Objekt der Begierde nur Gefallen an kalten, glatten Steinen findet, ist nur ein Beispiel. Das Album könnte man durchaus auch als vertontes Hörbuch bezeichnen, doch würde das die musikalische Umsetzung doch etwas zu sehr herabsetzen. Denn wer sich von dem Begriff Country nicht abschrecken lässt, entdeckt auf "Black Sheep Boy" vielleicht musikalisches Neuland oder findet schlicht und einfach Gefallen daran.