Wer sich dieser Tage mit härteren Klängen befaßt, dürfte früher oder später über Bands wie Cryptopsy, Behemoth, Necrophagist oder Gorguts stolpern und zu der Erkenntnis gelangen: Es herrscht gegenwärtig kein Mangel an extremen Musikanten, die, vorrangig im Death- und Black-Metal zuhause, sperrige und technisch ausgefeilte Klänge in nahezu perfekter Art und Weise intonieren. Umso schwieriger scheint es offensichtlich zu sein, simple, geradliniges Gehacke roh und derb zu inszenieren, ohne permanent einen Unterton musikalischer Unfähigkeit mitzuführen und beim Hörer das Gefühl zu erzeugen, man bediene sich jener konstanten drei Akkorde nicht aus musikalischem Effekt heraus, sondern schlicht deswegen, weil man zu mehr nicht fähig ist. Wie dem auch sei, all jenen, die es gern straight und derb, aber nicht simpel und dilettantisch wollen, kann vermutlich bald geholfen werden. Verantwortlich dafür sind die vier Briten OCTOBER FILE, deren nächster Longplayer sich für Frühjahr 2007 angekündigt hat und die, für all jene, die es partout nicht abwarten können, mit "Hallowed Be Thy Army" eine Vorab-EP auf die Menschheit loslassen, die es in sich hat. Insgesamt drei Tracks werden dem Hörer um die Ohren geschlagen (und auch all jenen, die unvorsichtig genug sind, sich zu dieser Zeit in dessen Nähe zu wagen), und dreimal demonstrieren OCTOBER FILE, was sie in Perfektion beherrschen: "Hallowed Be Thy Army", der Titeltrack, ist ein wütender, schneller Brecher, der nach kurz und bündig gehaltenem Schlagzeug-Intro mit infernalischer Urgewalt über den Hörer hereinbricht und nur gegen Ende eine kurze Ruhepause durchlebt, um neue Kräfte zu sammeln; dem folgt das fast schon groovige "Friendly Fire", bevor "In My Magnificient Circus" irgendwo zwischen seinen beiden Vorgängern den kurzen Ausritt durch die Welt extremer Musik beendet. Allen drei Songs gemein indes ist die grundsätzliche Stilrichtung, die man OCTOBER FILE bescheinigen kann. Hier genügt die Lektüre des dünnen Booklets, das Lesen der Dankes-Liste, um eine sehr exakte Vorstellung von der musikalischen Kost auf dieser EP zu haben: Killing Joke, Ministry, Black Flag, in dunklem Reigen gemeinsam tanzend auf einem Minenfeld unter einem apokalyptisch wolkenverhangenen Himmel, während sich OCTOBER FILE schon einmal an ihrem musikalischen Erbe gütlich tun, hypnotisch-monotone Riffs mit aggressiven Shouts und geradlinigen, schnörkellosen, wuchtigen Song-Strukturen verbinden, um all das in technischer Präzision kalt, hart und industriell auf den Tonträger und schließlich durch die Boxen des verblüfften Hörers zu schlagen. Eine beeindruckende Leistung, alles in allem; einzig die Spielzeit der EP hätte (selbst für die Vorab-Veröffentlichung zu einem Full-Length-Album) etwas großzügiger bemessen sein können. Nichtsdestotrotz: Empfehlenswert, nicht nur für Freunde der genannten Bands.